Mallorca, London, Fuerteventura – wer träumt nicht davon, dort zu arbeiten, wo andere Urlaub machen. Work und Vacation in einem. Workation statt Büro.
Immerhin 40 Prozent derjenigen, die es theoretisch „könnten“, haben es bereits ausprobiert und an Orten im Ausland gearbeitet, die sonst eher Anlaufpunkt für Urlauber sind. Dies ist das Ergebnis einer Befragung von PwC unter 1.000 Arbeitnehmenden, die ortsunabhängig arbeiten „können“.
Hybrides Arbeiten ist inzwischen selbstverständlich geworden. Viele wollen dabei die freie Wahl des Arbeitsortes und deren Vorzüge nicht aufgeben, sie wollen selbst bestimmen – und zwar nicht nur wann, sondern auch wo sie arbeiten.
Workation: Eine Betrachtung des Ist-Zustands
Unsere eigene Befragung im September 2022 ergab, dass 100 Prozent der Mitarbeitenden zukünftig (auch) im Homeoffice arbeiten möchten. 57 Prozent sagen, sie könnten sich vorstellen, dabei an Familienorten wie einem Ferienhaus oder bei den Eltern oder Großeltern zu arbeiten. 44,6 Prozent glauben, dass sie zukünftig auch an Urlaubsorten, vorzugsweise im Süden, arbeiten möchten.
Die Grenzen zwischen Arbeit (Work) und Urlaub (Vacation) verschwimmen zunehmend. Daher bieten auch immer mehr Unternehmen ihren Mitarbeitenden die Möglichkeit an, eine Workation einzulegen.
Sopra Steria, Otto, die Allianz, Philip Morris, Melitta, Continental oder Adidas erlauben inzwischen das Arbeiten aus dem Ausland (Quelle SZ, 25.03.2023). Otto war eines der ersten Unternehmen, die Workation erlaubten. 128 Mitarbeitende nutzten seit Oktober 2022 diese Möglichkeit. Bei Continental können Mitarbeitende bis zu 20 Tage in je zwei Ländern in der EU arbeiten, also 40 Tage. Sopra Steria erlaubt 21 Tage. Bei Adidas sind es zehn Tage im Jahr. Warum diese Beschränkungen?
Die Grenzen von Workation
Die rechtlichen Hürden für Workation sind hoch. Unternehmen müssen eine Vielzahl rechtlicher Vorschriften beachten. Hanna Kranz, HR Business Partnerin, Mitglied der Arbeitsgruppe Future Work und Workstreamlead Workflexibility bei Sopra Steria in Hamburg stellte dies in einem Workshop des flexible.office.network. genauer dar.
Hanna Kranz, Sopra Steria
Es sind die Regelungen der Sozialversicherung, die Gesetze des Arbeitsrechts, Melderechts, Steuerrechts und des Aufenthaltsrechts, die zu Beschränkungen führen. Deshalb erlauben die meisten Unternehmen auch nur Workation innerhalb Europas.
Die Sozialversicherung sei die größte Hürde, so Hanna Kranz. Die Regelungen sind dabei sehr unterschiedlich, auch in EU-Europa.
Aber dürfen eigentlich alle Mitarbeitenden Workation machen?
Selbstverständlich muss die Führungskraft zustimmen, denn das Team muss effizient arbeiten können. Andererseits muss der Mitarbeitende versichern, dass er seinen Erstwohnsitz in Deutschland behält, er an deutschen Feiertagen nicht arbeitet, keine Verträge im Ausland unterschreibt und weiterhin nur für seinen Arbeitgeber arbeitet. Auch muss er das Arbeitsrecht des jeweiligen Landes beachten und muss sich beispielsweise an die vor Ort erlaubten Arbeitsstunden pro Woche halten.
Auch das Steuerecht spielt eine Rolle, z.B. wenn Mitarbeitende Aufgaben für das Land wahrnehmen, in dem sie Workation machen. Dann wird nämlich das „Workation-Büro“ zur Betriebstätte des Unternehmens. Da einigen Unternehmen dies zu kompliziert ist, verzichten sie auf das offizielle Angebot einer Workation. Inoffiziell wird es dennoch gemacht: 14 Prozent geben in der PWC-Befragung an, ihrem Arbeitgeber nicht gesagt zu haben, dass sie einfach ins Ausland reisen und sich von dort aus in ihre Videokonferenzen mit einem neutralen Hintergrund einloggen. Häufig ist zumindest ihre Führungskraft informiert.
Workation – aber wie?
Eine Workation-Location zu finden, die eine entsprechende Möblierung und IT-Ausstattung bietet, um als Ersatzbüro zu dienen, ist nicht schwer. Hotels und Anbieter von Ferienwohnungen – meist in Spanien – ergänzen ihre Ausstattungen inzwischen um Schreibtisch, Bürostuhl. Eine schnelle Internetverbindung und WiFi sind meist bereits vorhanden.
Der Reisekonzern TUI bietet inzwischen sogar entsprechende Workation-Unterkünfte an. Bevorzugte Arbeitsorte sind oft auch die meist in größeren Orten vorhandenen Coworking-Spaces. Anders als bei Homeoffice-Vereinbarungen gibt es aber keine Regelung, dass der Arbeitgeber Kosten für die Workation übernimmt. Bezahlen muss der Mitarbeitende seinen Auslandsaufenthalt selbst, denn es ist ja auch Urlaub.
Wer kann und will Workation nutzen?
Genau wie das Homeoffice ist Workation nicht für jede Funktion und in jeder Lebenssituation möglich. 2021 gab es in Deutschland 18,9 Millionen erwerbstätige Frauen und 21,4 Millionen erwerbstätige Männer. In der Schweiz waren es 2,33 Millionen Frauen und 2,76 Millionen Männer.
Der Wertewandel bestimmt unser ganzes Leben. Das „Arbeits“-Leben wird angepasst an die Bedürfnisse des Lebens und nicht umgekehrt. Jede Stunde, die man mit Arbeit verbringt, ist eine Stunde weniger für Familie, Partnerschaft, Freizeit. Wer schulpflichtige Kinder hat, dem wird Workation nicht gelingen. Auch sollte der Partner/die Partnerin mitkommen wollen und von ihrem Arbeitgeber her dürfen bzw. er/sie kann einer zeitweisen Trennung zustimmen. Manchmal ist eine zeitlich befristete Fernbeziehung hilfreich für das Zusammenleben/-arbeiten, aber manchmal führt es auch zur Entfremdung.
Daher wird Workation wohl auch zukünftig eine Randerscheinung bleiben. Nicht mehr als zehn Prozent aller Büroarbeitenden werden es voraussichtlich nutzen (können). Allerdings wünschen sich 25 Prozent der 18- bis 34-Jährigen diese Möglichkeit (Yougov-Befragung). Es ist also auch ein wichtiges Recruiting-Argument, Urlaub und Arbeit verbinden zu dürfen.
Was sind nun aber die Vorteile von Workation? Gelingt es, Urlaub zu machen und gleichzeitig produktiv zu arbeiten?
Otto wirbt auf seiner Website mit Workation als einem Weg zu einer besseren Life-Domain-Balance. Lässt sich die Arbeit und Privates besser gestalten? Schon aus den Homeoffice-Erfahrungen wissen wir, dass im Homeoffice nicht weniger gearbeitet wird, sondern effizienter und damit auch produktiver.
Man darf nicht die Aufgaben der einzelnen Lebensbereiche miteinander (zeitlich) vermengen, man muss sie konsequent (zeitlich) trennen. Eine Vermengung der Aufgaben führt zu mehr Stress, denn dann ist man immer in der Situation, an das zu denken, was man gerade nicht tut. Man kann also Urlaub und Arbeit miteinander verbinden, wenn man beides konsequent trennt. Wer bisher (im Homeoffice) gelernt hat, Freizeit, Hausarbeit, Familienarbeit, partnerschaftliches Verhalten und Arbeit zu trennen, dem wird es gelingen. Jeder Schritt zu mehr Flexibilisierung erfordert mehr Spielregeln zwischen allen Beteiligten und zwingt den Einzelnen zur Schaffung und Einhaltung von Ritualen. Dann gelingt das stressfreie Abschalten, das am Strandliegen, das Wandern in den Bergen, aber auch das produktive Arbeiten.
Über den Autor
Dieter Boch ist geschäftsführender Gesellschafter des Instituts für Arbeitsforschung und Organisationsberatung (iafob deutschland) und Leiter des internationalen Flexible.Office.Network., einem überbetrieblichen Forum für den Wissens- und Erfahrungsaustausch zur BüroArbeitswelt von Morgen. Als Dozent lehrte er an der Fachhochschule Salzburg und der Hochschule für Wirtschaft in Zürich Führungsverhalten und Future Work & Workplace Design. Der Diplom-Psychologe ist Autor zahlreicher Veröffentlichungen und Mitherausgeber der Buchreihe „Flexible Arbeitswelten“.
Wo wollen wir in Zukunft arbeiten? Welche Arbeitsbedingungen sollten Unternehmen schaffen, damit Mitarbeitende gern ins Büro kommen? Und wer sollte darüber entscheiden, von wo wir arbeiten? Das wollten wir in einer Umfrage wissen. Hier die Ergebnisse.
Nach Ende der Homeoffice-Pflicht und dem Wegfall der meisten Pandemie-bedingten Einschränkungen sollen und wollen viele wieder zurück ins Büro. Andere wollen die freie Wahl des Arbeitsortes und deren Vorzüge nicht aufgeben.
Wir haben vier Szenarien in Anlehnung an eine Veröffentlichung des Fraunhofer Institut für Arbeitswissenschaft und Organisation entwickelt, wie das Büro in Zukunft aussehen könnte. Eine eindeutige Antwort weiß heute noch niemand. Um uns jedoch der Antwort zu anzunähern, haben wir die vier Szenarien mit Ausprägungsmerkmalen beschrieben.
Die vier Szenarien:
„Selbstbestimmte freie Ordnung“ das zukünftige BüroArbeits-Modell ermöglicht eine höchstmögliche Flexibilität.
„Unternehmensort vs. Lebensort“ Mitarbeitende leben und arbeiten nicht nur in der (teuren) Stadt, sondern gesund auf dem Land (oder an einem anderen Ort ihrer Wahl) und kommen nur noch selten ins Unternehmensoffice (Büro).
„Zurück oder vorwärts ins Büro“ die Arbeitsbedingungen sind gesetzlich oder betriebsrechtlich so reguliert, dass Wahlmöglichkeiten wie Homeoffice erschwert werden oder (wieder) wegfallen und Mitarbeitende ins Unternehmensoffice kommen müssen.
„Bürogestaltung als Abbild der Bedürfnisse aller“ Mitarbeitende können auch im Unternehmensoffice bestimmen, wie ihre Bedürfnisse für die Gestaltung des Arbeitslebens befriedigt werden. Dafür beschäftigt das Unternehmen Coaches, Feel-Good-Manager:innen, Kurator:innen o.ä., die den Mitarbeitenden bei der Umsetzung ihrer Wünsche helfen.
Wie also wünschen sich die Menschen ihre Arbeitswelt in Zukunft? Soll die Arbeit weiterhin ein fest umrissener, vom Privatleben getrennter Raum sein? Oder wird das Büro immer mehr zu einem Ort, an dem sich bezahlte Beschäftigung und Freizeit vermischen?
„Selbstbestimmte freie Ordnung“
In diesem Szenario zählt höchstmögliche Flexibilität. Doch wo wollen Mitarbeitende eigentlich arbeiten? Die Antworten der Befragten:
Eines steht fest: Das Homeoffice wird wohl in Zukunft als integrativer Teil der Arbeitswelt bestehen bleiben. Alle Befragten, also 100 Prozent, denken, dass Mitarbeitende zukünftig (auch) im Homeoffice arbeiten möchten. 91 Prozent gehen davon, dass das Unternehmensoffice als Arbeitsort der Wahl bestehen bleibt. Danach folgen etwas abgeschlagen mit 56 Prozent Familienorte wie ein Ferienhaus oder ein Arbeitsplatz bei den Eltern oder Großeltern, danach mit 51 Prozent Coworking Spaces. 43 Prozent glauben, dass Menschen zukünftig auch an Urlaubsorten (Stichwort „Workation“) arbeiten möchten. Freizeitorte wie Café, Schwimmbad oder auf Reisen sind mit 29 Prozent noch relativ attraktiv aus Sicht der Befragten.
Heißt: Flexibles Arbeiten wird unsere zukünftige BüroArbeitswelt bestimmen. Nach Meinung der Befragten wird es für die Wahl des Arbeitsortes zukünftig kaum Beschränkungen geben.
Doch wer sollte in Zukunft entscheiden, wann und von wo Mitarbeitende arbeiten (dürfen)?
Hier ergab die Umfrage eine klare Präferenz: Entscheiden sollte das Team (81 Prozent), ggf. auch in Abstimmung mit der Führungskraft (69 Prozent). Unternehmensvorgaben als oberste Prämisse befürworten 59 Prozent der Befragten. Den kompletten Alleingang – also eine Entscheidung ohne Abstimmung – sehen die wenigsten als wahrscheinlich an: nur 8,8 Prozent sind der Meinung, dass Mitarbeitende allein entscheiden sollten.
Abb. 3: Antworten auf Szenario „Selbstbestimmte freie Ordnung“ – Entscheidungsträger (grafische Darstellung)Abb. 4: Antworten auf Szenario „Selbstbestimmte freie Ordnung“ – Entscheidungsträger (in Prozent)
Unternehmensort vs. Lebensort
In diesem Szenario zieht es Mitarbeitende verstärkt raus aus den meist teureren Städten aufs günstigere und auch gesündere Land. Menschen kommen daher nur noch selten ins Büro.
Doch welche Anreize und Zusatzleistungen könnten es Mitarbeitenden erleichtern, ins Unternehmensoffice zu kommen? Was sollten Unternehmen bieten, um Menschen zurück ins Büro zu holen?
Unsere Umfrage zeigt: Finanzielle Unterstützung für den Arbeitsweg würden die meisten goutieren. 72 Prozent der Befragten könnten sich vorstellen, dass kostenlose oder reduzierte Tickets für Fahrten ins Büro Mitarbeitende eher dazu animieren, ins Unternehmensoffice zu kommen.
Fast gleichauf dahinter liegen unentgeltliches gesundes Essen im Unternehmen (61,5 Prozent) und Betreuungsangebote bzw. die Vermittlung von Betreuungsmöglichkeiten für Erziehung und Pflege (60 Prozent). Noch für rund ein Drittel der Befragten wären Arbeitsplätze in Coworking Spaces in der Peripherie der Stadt (42 Prozent), Fitness- und Gesundheitskurse (34 Prozent), Sportangebote (28 Prozent) und Übernachtungsmöglichkeiten am Büro-Standort (28 Prozent) und interessant.
Abb. 6: Antworten auf Szenario „Unternehmensort vs. Lebensort“ (in Prozent)Abb. 7: Antworten auf Szenario „Unternehmensort vs. Lebensort“ (in Prozent)
Zurück oder vorwärts ins Büro
Dieses Szenario befasst sich mit der Idee, dass Wahlmöglichkeiten für Homeoffice erschwert werden oder (wieder) wegfallen und Mitarbeitende ins Unternehmensoffice kommen müssen.
Doch was könnten Unternehmen bieten, damit Menschen möglichts engagiert und motiviert ins Büro zurückkehren?
Hier sind sich die Befragten einig: 91 Prozent sind der Meinung, dass attraktive und großzügige Büros zur Verfügung stehen sollten Funktionale Möbel, farblich ansprechend gestaltete Wände, eine angenehme Atmosphäre mit Pflanzen, Beleuchtung und guter Akustik – all das würde dazu beitragen, gern ins Büro zu kommen.
Drei Viertel der Befragten (75 Prozent) plädieren zudem für frei wählbare Arbeitsplätze, gefolgt von einer IT, die State-of-the-Art ist (72 Prozent).
Dahinter folgen Benefits wie Duschen, Umkleideräume und Schließfächer (57 Prozent), viel Fläche für Ruhezonen im Büro (47 Prozent) und attraktive Außenanlagen, die genutzt werden dürfen (46 Prozent).
Für weniger relevant halten die Befragten ein großes Angebot an sozialen, nicht arbeitsbezogenen Kontakten (30 Prozent) oder ein multifunktionales Gebäude mit Büros, Restaurants, Arztpraxen usw. (19 Prozent).
Abb. 8: Antworten auf Szenario „Zurück oder vorwärts ins Büro“ (grafische Darstellung)Abb. 9: Antworten auf Szenario „Zurück oder vorwärts ins Büro“ (in Prozent)
Bürogestaltung als Abbild der Bedürfnisse aller
In diesem Szenario können Mitarbeitende auch im Unternehmensoffice aktiv dabei mitwirken, wie das Arbeitsleben gestaltet wird. Die Bedürfnisse des Lebens bestimmen die räumliche und zeitliche Gestaltung, die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit ist weitgehend aufgehoben. Feel-Good-Manager:innen, Coaches oder Kurator:innen helfen Mitarbeitenden bei der Umsetzung ihrer Wünsche und sorgen dafür, dass individuelle Bedürfnisse auch im Arbeitsumfeld eine große Rolle spielen.
Hier spielt das Thema Nachhaltigkeit die größte Rolle. Drei Viertel der Befragten denken, dass alle Materialien und Betriebsabläufe auf Nachhaltigkeit ausgerichtet sein sollten (74 Prozent). Darüber hinaus herrscht eher Uneinigkeit bei der Frage, welche Aktivitäten oder Leistungen für die Bürogestaltung gewünscht sein könnten.
Permanent zur Verfügung stehende Handwerksräume (14 Prozent), Räume zum privaten und geschäftlichen Feiern (14 Prozent) und Raum zum Musizieren und künstlerischen Gestalten (5 Prozent) wünschen sich die wenigsten. Schon etwas mehr Zustimmung erfahren der Anbau von Obst und Gemüse sowie das Halten von Bienen in den Außenanlagen (34 Prozent) oder die Ausstattung des Arbeitsplatzes mit einem „Daheim“-Gefühl (34 Prozent).
Abb. 10: Antworten auf Szenario „Bürogestaltung als Abbild der Bedürfnisse aller“ (grafische Darstellung)Abb. 11: Antworten auf Szenario „Bürogestaltung als Abbild der Bedürfnisse aller“ (in Prozent)
Fazit
Auch wenn alle Szenarien erstmal theoretische Konstrukte sind, lassen sich aus ihnen doch Ableitungen für die Arbeitswelt treffen.
So steht für die Befragten fest, dass Homeoffice und Büro in Zukunft Hand in Hand gehen werden. Ein attraktives Büro wünschen sich Mitarbeitende ebenso wie Zusatzleistungen wie kostenfreies Essen oder Fahrtkostenunterstützung.
Nachhaltigkeit bei allen Materialien und im Betriebsablauf ist die wichtigste Forderung für die Bürogestaltung. Die übrigen Wünsche der Mitarbeitenden sind sehr vielfältig. In Zeiten des Arbeitskräftemangels insbesondere von hochqualifizierten Spezialisten sind Wünsche z.B. nach Handwerksräumen mit über 10 Prozent schon sehr relevant und zu beachten.
Über den Autor
Dieter Boch ist geschäftsführender Gesellschafter des Instituts für Arbeitsforschung und Organisationsberatung (iafob deutschland) und Leiter des internationalen Flexible.Office.Network., einem überbetrieblichen Forum für den Wissens- und Erfahrungsaustausch zur BüroArbeitswelt von Morgen.
Als Dozent lehrte er an der Fachhochschule Salzburg und der Hochschule für Wirtschaft in Zürich Führungsverhalten und Future Work & Workplace Design.
Der Diplom-Psychologe ist Autor zahlreicher Veröffentlichungen und Mitherausgeber der Buchreihe „Flexible Arbeitswelten“.
Warum reisen Menschen in Zukunft zu Live-Veranstaltungen – konkret: zu den Veranstaltungen des flexible.office.network? Das wollte das iafob deutschland von seinen Mitgliedern wissen und hat im April 2022 eine Umfrage durchgeführt. Geantwortet haben 28 Personen aus insgesamt 18 der 26 Mitgliedsunternehmen. Hier stellen wir Ihnen die Ergebnisse vor.
Die weltweite Corona-Pandemie, die Klimakrise und der Krieg in Europa haben das Leben und damit auch das Arbeitsleben verändert. Das Reiseverhalten ist ein anderes geworden.
Durch den verstärkten Einsatz virtueller Kommunikationsplattformen und digitaler Interaktionstools haben wir gelernt, zahlreiche Tätigkeiten vom physischen in den virtuellen Raum zu verlagern.
Das flexible.office.network. ist seit 20 Jahre erfolgreich, weil hier neuester wissenschaftlicher und praxisorientierter fachlicher Input geboten wird – und dies in anschaulicher Form durch Besichtigung von Best-Practice-Projekten. Der wahre Gewinn lag dabei bisher in dem professionellem, direkten, organisationsübergreifenden und vertrauensvollen Austausch bei den Live-Workshops.
Für die weitere Arbeit im flexible.office.network. ist es daher entscheiden, die Erfolgsfaktoren für Bildungsreisen zu kennen und zu erfahren, wie sie sich verändert haben. Hier die Ergebnisse.
1. Welche Argumente sind für eine physische Reise ausschlaggebend?
Am stärksten wurde betont, dass die reale Besichtigung von BüroArbeitswelten nicht virtuell zu ersetzen ist. Nur so bekommt man neue Ideen, nur so lernt man andere Lösungen wirklich kennen. Auch die Reise als Abwechslung zum Büroalltag und die Attraktivität des besuchten Ortes spielen – wenn auch nicht ganz so ausgeprägt – eine wichtig Rolle.
Tab. 1: Antworten „Argumente für eine Reise“
Stimmen zu dieser Frage (Auszug):
„Vertrauen baut sich nicht am Bildschirm auf. Virtuelle Treffen sind ein gutes Instrument eine bestehende Beziehung aufrecht zu erhalten. Gerade ein Netzwerk lebt aber auch von neuen Verbindungen die ich knüpfen kann und das gelingt über den Bildschirm ohne den persönlichen Kontakt einfach nicht.“
„Gerade Umgebungen wirken auf den Menschen nur live und vor Ort. Webmeetings finde ich zu einzelnen Themen ergänzend hilfreich. Für mich lebt ein Netzwerk vom persönlichen Austausch.„
2. Welche persönlichen Motive sind für eine Reise ausschlaggebend?
Menschen zu treffen, von denen man etwas lernen kann, der persönliche Kontakt und das Gespräch sind die entscheidenden Motive. Auch Kontakte pflegen durch physischen Kontakt und die Referent:innen persönlich zu erleben, spielt eine wichtige Rolle.
Tab. 2: Antworten „Persönliche Motive“
Stimmen zu dieser Frage (Auszug):
„Grundsätzlich besteht das Flexible.Office.Network. in seiner jetzigen Wirkung nur durch die direkten Treffen und das dabei gebildete Miteinander.“
„Der soziale Kontakt und Austausch ist ein wesentlicher Bestandteil des lebenslangen Lernens und als solcher, auch durch virtuelle Meetings, nicht zu ersetzen.“
„Den sozialen Kontakt kann man nicht virtuell ersetzen. Das geht bei absoluten Fachthemen einigermaßen gut, wenn diese rein sachlich diskutiert werden. Sobald aber ein sozialer Aspekt hinzukommt, ist es wichtig, sein Gegenüber zu sehen, seine Körpersprache zu deuten und seine Mimik zu erkennen.“
3. Welche Konsequenzen aus der gegenwärtigen gesellschaftlichen Situation sind ausschlaggebend bei der persönlichen Entscheidung eine Reise zu unternehmen?
Hier zeigt sich in der Bewertung eine größere Spannweite. Sich nachhaltig (geringer CO2-Fußabdruck) zu verhalten, findet noch am ehesten Zustimmung, während das Gesundheitsrisiko durch Infektion und die Unsicherheit in Kriegszeiten, auf Reisen zu gehen, gering eingeschätzt wird. Auch spielt die Arbeitsbelastung eine wichtige Rolle, auf eine „Bildungsreise“ zu verzichten.
Selbstverständlich muss der Nutzen einer Reise die Kosten der Reise überwiegen. Aber der Gewinn einer „Bildungsreise“ liegt im persönlichen Kontakt und den Gesprächen und somit werden mehrtägige Reisen in ihrem Nutzen höher eingeschätzt.
Ein virtuelles Treffen kann nicht den persönlichen Austausch ersetzen, lediglich sachliche Informationen weitergeben.
Tab. 3: Antworten „Konsequenzen für das persönliche Verhalten“
Stimmen zu dieser Frage (Auszug):
„Präsenz muss in Corona-Zeiten auch verantwortbar sein, und das ist es derzeit für mich noch nicht.„
„Wie bereits angemerkt, müssen wir sehen, ob die Fahrzeit in einem verträglichen Verhältnis zur Veranstaltung stehen. Das ist bei eintägigen Reisen eher schwierig, vor allem, wenn die Fahrtzeit mehr als 4-8 Stunden beansprucht. Somit sind Entfernungen über ca. 150 km für Tagesveranstaltungen – und das ist die Regel in unserem Netzwerk von Hamburg bis Bern – eher schlecht.“
„Grundsätzlich bin ich schon eher für Live-Veranstaltungen, wenn sie sich mit der Reisezeit vereinbaren lassen. Allerdings kann ich dem Arbeitgeber nicht sagen, dass man schon am Tag vorher anreist, übernachtet, dann die Veranstaltung macht und wieder nach Hause fährt. Das lässt sich in einer Veranstaltung die über zwei Tage geht schon besser darstellen. Zumal, wenn ich ehrlich bin, die Gespräche, die am Abend in entspannter Atmosphäre stattfinden, sind oft sehr informativ und fördern bei neuen Mitgliedern die Zugehörigkeit zum Netzwerk mehr als ein Vortrag!“
„Zum Thema CO2-Footprint: äußerst wichtig, deshalb ist es auch unerlässlich sich zu überlegen, wie man anreisen möchte. Statt morgens mit dem Flieger, lieber am Vortag mit dem Zug, was man dann wiederum nutzen kann, um sein soziales Netzwerk zu pflegen.“
„Der Workload im Alltag ist so hoch, dass Livestreams oft von anderen Themen überlagert werden. Nur wenn ich mich für ein paar Tage aus dem Tagesgeschäft ausklinke komme ich dazu mich mit neuen, innovativen aber wirklich wichtigen Dingen zu beschäftigen.“
Fazit
Zielsetzung und Format der Workshops des flexible.office.network. wurden bestätigt. Wissenschaftlicher und praxisorientierter fachlicher Input zusammen mit Besichtigungen von BestPractice Projekten werden als die effektivste Form der Weiterbildung gesehen. Der vertrauensvolle Austausch bei den Live-Workshops gelingt am besten in mehrtägigen Treffen. Bei den Reisen sollte jede:r schauen, welche Art zu Reisen am klimaneutralsten ist.
Über den Autor
Dieter Boch ist geschäftsführender Gesellschafter des Instituts für Arbeitsforschung und Organisationsberatung (iafob deutschland) und Leiter des internationalen Flexible.Office.Network., einem überbetrieblichen Forum für den Wissens- und Erfahrungsaustausch zur BüroArbeitswelt von Morgen.
Als Dozent lehrte er an der Fachhochschule Salzburg und der Hochschule für Wirtschaft in Zürich Führungsverhalten und Future Work & Workplace Design.
Der Diplom-Psychologe ist Autor zahlreicher Veröffentlichungen und Mitherausgeber der Buchreihe „Flexible Arbeitswelten“.
Etwa 15 Millionen Büroarbeitende gibt es in Deutschland und ein großer Teil davon arbeitet seit Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 daheim. Homeoffice, von der Regierung als Pflicht eingeführt für alle Bereiche, in denen es möglich ist, wird eines der Mittel zur Pandemiebekämpfung. Der Küchentisch wird zum Schreibtisch. Und siehe da, es funktioniert. Auch so wird gearbeitet, mehr als zuvor.
Zwei Jahre Pandemie haben zweierlei bewiesen: Erstens im Homeoffice wird hart und produktiv gearbeitet, oft sogar mehr als im Büro. Die Begeisterung für die Aufgabe ist unabhängig vom Ort.
Und zweitens: Für manche Aufgaben braucht man das Unternehmen nicht, weder Kolleg:innen noch Vorgesetzte noch Spezialausrüstung. Konzentriertes und fokussiertes Arbeiten lassen sich besser im Homeoffice durchführen, es gelingt besser, sich bewusst mal aus dem Kommunikationsfluss zurückzuziehen.
Viele Aufgaben erledigt man am besten allein und spart sich auch noch die unbezahlten und stressigen Stunden unterwegs auf der Straße oder Schiene. Millionen Menschen haben in den zurückliegenden Monaten erlebt, dass es so ist. Sie werden sich nicht mehr das Gegenteil einreden lassen.
Gruppendynamische Effekte finden nicht statt, wenn man sich nur am Bildschirm begegnet.
Zwei Jahre Pandemie haben ebenfalls bewiesen, dass Homeoffice allein meist nicht optimal ist. Das „sich in die Augen schauen“, das einander Vertrauen, kann sich nicht aufbauen. Gruppendynamische Effekte finden nicht statt, wenn man sich nur am Bildschirm begegnet. Projekte kommen mit Sicherheit langsamer voran. Die Qualität der Entscheidungen, die in einer Videokonferenz gefällt werden, ist eine andere.
Man hat mehr Arbeit im Homeoffice, dafür weniger Kontakte. Manche Aufgaben werden einfacher, wenn man sich mit Kolleg:innen austauscht, statt allein darüber zu brüten oder womöglich noch nebenbei Kinder zu betreuen. Um Ideen zu Innovationen werden zu lassen, braucht es den Austausch zwischen Menschen. Viele arbeiten daheim zudem länger, Arbeits- und Privatleben verschwimmen, wenn alles am selben Ort passiert. Das erleben viele inzwischen als Belastung.
Der Arbeitsort Büro hat einen ganz neuen Reiz entwickelt
Das Büro ganz aufzugeben und die Miete zu sparen wäre also unklug, denn daheim verlieren die Beschäftigten die Bindung ans Unternehmen. Die Identität mit dem Unternehmenleidet, Innovationskraft und Unternehmenskultur gehen verloren. Viele wollen auch zurück ins Büro, wenn auch nicht unbedingt jeden Tag.
Aber wie müssen die passenden Orte fürs Arbeiten außer Haus aussehen?
Dazu muss sich das Büro verändern, weg von einem Ort, an den die Mitarbeitenden hingehen, um Arbeit zu erledigen, hin zu einem Ort, an den sie gern kommen und der einen persönlichen Mehrwert für sie schafft.
Soziale Orte als Kontrast zum einsamen Homeoffice. Orte mit Identität anstelle namen- und gesichtslosem Office Design. Orte, die für Kreativität, Offenheit und Begegnung stehen. Orte, die man gern aufsucht, auch wenn man nicht muss.
Foto: Unsplash | Vadim Kaipov
„Bürogebäude“ müssen so attraktiv werden, dass die Menschen hier nicht nur arbeiten, sondern auch leben wollen. Alles soll nachhaltig sein, gebaut nach modernsten Niedrigenergie-Standards. Mit Pflanzen und Naturelementen wie Holz und „grünen“ Möbeln wird ein Wohlbefinden erreicht.
Und wenn alle darüber hinaus wissen, dass man sich als Team an einem oder zwei Tagen in der Woche im Büro trifft und austauscht, stärkt das die sozialen Bindungen. Und es stärkt die Bindung ans Unternehmen, an Kolleg:innen, daheim sinkt die Hemmschwelle sich woanders zu bewerben.
Rechtsanspruch auf Homeoffice ist ausgelaufen
Im März 2022 lief der Rechtsanspruch auf Homeoffice aus. Jetzt wieder zurück zum präpandemischen „business as usual“, also fünf Mal die Woche pendeln und eine Bürowelt von neun bis fünf?! Zwei Drittel aller Firmen wäre es das liebste so, heisst es vom Arbeitgeberverband BDA. Aber immerhin ein Drittel scheint das anders zu sehen, denn von vielen Unternehmen wurde es als ein Element des Flexiblen Arbeitens schon lange vor der Pandemie eingesetzt.
Heute glaubt kaum noch einer, dass es wieder so wird wie vorher: den ganzen Tag im Büro sitzen und das jeden Tag. Das war gestern. Morgen wird es anders sein, nur wie?
Wenn es also das alte Büro nicht sein soll, nur das Homeoffice aber auch nicht, was dann? Noch mehr Flexibilität und ein bisschen mehr Freiheit wäre ein Anfang, gepaart mit klaren Regeln. Jede:r kann ein Stück weit entscheiden, wann und wo er oder sie arbeitet.
Wie könnte es weitergehen?
Dazu ein paar Zitate aus einer kürzlichen Diskussion im flexible.office.network:
Ich persönlich denke, dass die Diskussion „Office vs. Homeoffice“ durch ist und eine ganz andere Diskussion, nämlich „Unternehmen vs. Arbeitnehmerrechte“ beginnen wird.
Die Frage, ob sich jemand zwei Stunden oder auch nur 20 Minuten zum E-Mails lesen im Office in den Stau stellt, wird zeitnah eine Frage sein, wie sich dieser Wert von Hochqualifizierten weiter entwickelt.
Ich glaube nicht, dass Arbeitnehmende sich von Aussagen des Arbeitgeber wie “Wenn du in Bali lebst, dann zahle ich dir auch nur ein balinesisches Gehalt” langfristig einschüchtern lassen.Klar sind das aktuell nur Angebote/Trends für bestimmte hochqualifizierte Mitarbeitende.
Wir leben in einer globalen Arbeitswelt und Knowhow von hochqualifizierten Mitarbeitenden ist viel Wert und stellt bestehende Standards in Frage. Das ist natürlich nicht für produktive Bereiche relevant, aber aus meiner Sicht für alle heiß umkämpften „IT-Fachkräfte“, etc., die eben auch von Produktionsunternehmen gesucht werden.
Hier wird nicht mehr gefragt, ob es ok ist, sondern nur wie es funktioniert: „Ich plane im April zwei Wochen von Buenos Aires aus zu arbeiten. Kannst du mir sagen, ob ich von dort aus meine Pulse-Secure Verbindung aufbauen kann?“
Begeisterung hat der Hochqualifizierte für das, was er in „Freiheit“ von Regelungen tut, nicht für einen Ort, nicht für eine schicke Eingangshalle, für ein schickes Büro.
In jedem Bewerbungsprozess kommt bei uns aktuell die Frage „Wie sieht bei Euch die Arbeitswelt nach dem 20.3. aus?“
Die Beharrungskräfte in vielen Unternehmen werden sich dagegen stemmen, gegen den Wandel und sie vergraulen damit die Hochqualifizierten. Besitzstandswahrung bei Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden sind stark ausgeprägt.
Die Relevanz eines Unternehmens-Office / Standorts ist nachhaltig in Frage gestellt! Es ist super spannend und der Ausgang bleibt offen.
Einige Beispiele aus der Praxis
Eine Projektleiterin eines Fachhändlers aus Stuttgart lebt seit ca. neun Monaten in Kanada und arbeitet von dort im Homeoffice. Ihr Lebenspartner hat dort einen neuen Job gefunden. Sie kommt alle 4-6 Wochen nach Stuttgart und arbeitet dann für eine Woche im Office. Sie wohnt dann in einem Hotel. Ihr Arbeitgeber will sie als Mitarbeiterin nicht verlieren. Alle Beteiligten sind zufrieden, das funktioniert sehr gut.
Ich habe in München einen Wohnungsnachbarn, der vor über drei Jahren nach München kam. Seit knapp zwei Jahren war er jetzt im Homeoffice. Er zieht wieder zurück nach Norddeutschland, ohne das Unternehmen zu verlassen. Er ist SW-Entwickler und ging immer ins Büro und hat dort mit seinen Arbeitspartnern in Asien und USA kommuniziert, nur nie mit den Kolleg:innen, mit denen er im gleichen Büro saß. Die knapp zwei Jahr im Homeoffice haben ihm gezeigt: Für seine Arbeit braucht er nicht den Ort. Er hat sich jetzt entschlossen, das teure München wieder zu verlassen, seinen Job kann er von überall machen.
Mein jüngster Sohn, Vater eines Einjährigen hat vor einem Jahr den Arbeitgeber gewechselt (und er hatte sich mein Arbeitszimmer schon angeeignet – wegen Corona) und es war für ihn wichtig einen neuen Job zu finden, wo Homeoffice absolut Usus ist. Bewerbung und Einstellung: alles online! Im Vertrag hat ihn die Firma dann gefragt, wie er sich das in Zukunft vorstellt. Wenn er mehr als drei Tage Homeoffice mache, dann stünde ihm kein fester Arbeitsplatz zu, dann muss er, falls er reinkommt, sich einen suchen. Er hat sich natürlich für mehr Homeoffice ohne festen Arbeitsplatz entschieden, da er nicht fahren will, öffentlich schon gar nicht und seinen Sohn auch aufwachsen sehen will. Nun, nach der Probezeit, hat er als weitere Bedingung gestellt, dass weiter für ihn Homeoffice als Grundprinzip gilt, was akzeptiert wurde und dass er auf 36 Stunden reduzieren kann, auch das wurde akzeptiert.
Meine älteste Tochter, die in einer Webagentur als Art Director ist, hat leider das Gegenteil erlebt. Sie hat keinen Laptop, sondern einen großen Rechner und wird dann immer mal wieder (trotz immer wieder Corona in der Firma ) hereinbeordert. Das sieht so aus, dass ihr Mann am Sonntag alles abholen muss, großen Rechner, Bildschirm und am Freitag dann umgekehrt wieder alles nach Hause karrt.
Die Microsoft Deutschland ERFOLGSFAKTOREN für eine hybride Arbeitswelt
Quelle: Claudia Hartwich, General Manager Human Resources, Microsoft Deutschland
Die Rolle des Büros neu denken
35 Prozent der Microsoft-Mitarbeitenden gaben in einer Befragung an, dass ihre grösste Herausforderung darin bestehe, zu wissen, wann und warum sie ins Büro kommen sollen.
Das Büro ist der Ort für Austausch und persönliche Kontakte
Raum schaffen für zufällige Begegnungen und spontane Treffen
Regeln für effektive Zusammenarbeit von Remote Work und der Arbeit vor Ort
Jedes Meeting sollte hybrid sein und Relevantes nur während gemeinsamer Termine besprochen werden
Beziehungsarbeit ist gefragt
47 Prozent der Microsoft-Mitarbeitenden gaben an, dass sie seit der Umstellung auf hybride Arbeitsformen weniger Freundschaften am Arbeitsplatz haben.
Dem Aufbau von Beziehungen muss in der neuen Arbeitswelt verstärkt Priorität eingeräumt werden
Führungskräfte sollten daran arbeiten, Silos aufzubrechen und den Austausch untereinander fördern
Interaktive Formate, Breakout-Sessions und digitale Kaffeepausen können dabei helfen
Flexibilität braucht Empathie und Vertrauen
Die Arbeit am Feierabend hat um 28 Prozent, am Wochenende um 14% Prozent zugenommen (Produktivitätstrend in Microsoft 365).
Führungskräfte sollten daran denken, die Gesundheit ihrer Beschäftigten nicht aus den Augen zu verlieren
Empathie, Vertrauen und ein regelmäßiger Austausch sind wichtig
Aktiv zuhören, sich gedanklich in den Mitarbeitenden hineinversetzen und daraus eigenes Handeln ableiten, sind dafür notwendig
Das Warum zählt
12 Prozent der Mitarbeitenden haben ihre Jobs in 2021 gekündigt. Gründe: persönliches Wohlbefinden, psychische Gesundheit, Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben.
Die Sinnfrage ist für die Mitarbeitenden essenziell geworden
Führungskräfte müssen verstehen, was es für mehr Zufriedenheit der Mitarbeitenden braucht
Gemeinsame Lösungen sollten für die Auflösung der genannten Kündigungsgründe erarbeitet werden
Führungskräfte stehen vor grossen Herausforderungen
51 Prozent der Leitenden Angestellten in Deutschland bezweifeln, dass die Unternehmensleitung die Erwartungen der Mitarbeitenden kennt. 66 Prozent sagen, sie hätten nur mangelhaften Einfluss auf die Bereitstellung von Ressourcen, um Veränderungen für ihr Team umzusetzen.
Die hybride Arbeitswelt lässt sich nur mit der Unternehmensleitung umsetzen
Die Unternehmensleitung muss die für eine Vertrauenskultur erforderlichen Fähigkeiten entwickeln
Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO), Homeoffice Experience 2.0
Quelle: Milena Bockstahler, Mitja Jurecic, Stefan Rief (IAO)
Veränderungen, Entwicklungen und Erfahrungen zur Arbeit im Homeoffice während der Corona-Pandemie, Ergebnisse der Befragung von 1.700 Beschäftigten zwischen Mai und August 2021.
Austausch mit Kolleg:innen als Motivation für eine Rückkehr ins Büro
Die Möglichkeit auf Kommunikation, Kollaboration und Zusammenarbeit mit Kolleg:innen und die Chance, sich informell auszutauschen, sind der häufigste Grund, weshalb es die Mitarbeitenden ins Büro zieht.
Trotz des starken Wunsches nach Austausch werden auch Rückzugsorte benötigt
Befürchtungen bestehen, dass im Büro eher Störungen bestehen und dass man aus dem Flow gerissen wird
Damit der Austausch erfolgen kann, müssen auch die anderen vor Ort sein, womit sich die Mitarbeitenden gegenseitig ins Büro ziehen; wenn das nicht gelingt, müssen hybride Besprechungs- und Projekträume sowie eine offen Lounge vorhanden sein
Erlebnisangebote für das soziale Zusammenkommen und zur Förderung der Kreativität sind anzubieten
Empfundene Produktivität bei Arbeiten von zu Hause nimmt zu
In der Studie vom Dezember 2020 gaben 39 Prozent, in der Befragung von August 2021, 44 Prozent an, dass sie zu Hause produktiver sind. Der Anteil jener, die im Büro produktiver sind, hat von Dezember 2020 zu August 2021 von 15 Prozent auf 30 Prozent zugenommen. Die Zahl der Befragten, die zwischen beiden Arbeitsorten keinen Unterschied sehen, hat von 43 Prozent auf 26 Prozent abgenommen.
Die Mitarbeitenden teilen sich im Hinblick auf den Arbeitsort und die Produktivität in zwei deutlich polarisierende Lager
Je besser die ergonomische und technische Ausstattung ist, desto mehr Tage wollen die Mitarbeitenden von zu Hause aus arbeiten. Technische Ausstattung ist noch wichtiger als Ergonomie
Homeoffice stärkt die Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben
Trotz der Polarisierung in Bezug auf die Produktivität geben sowohl diejenigen, die bevorzugt im Homeoffice arbeiten wollen als auch diejenigen, die das Büro vorziehen, an, dass sie seit der Pandemie Beruf- und Privatleben besser miteinander vereinbaren können.
Dienstag ist mit 55 Prozent der beliebteste, Freitag mit 32 Prozent der unbeliebteste Büroarbeitstag
Wie muss der Bürostandort sein, damit die Mitarbeitenden ins Büro kommen
An erster Stelle steht eine gute infrastrukturelle Anbindung; an zweiter Stelle eine gute Verpflegung. Es folgen Erholungs- Einkaufs- Sport- und Betreuungsmöglichkeiten = Attraktivität des Büros
Rückkehrbereitschaft ins Büro ist unabhängig vom Alter. Einzig die Gruppe der 50 -59-Jährigen zeigt eine leicht höhere Rückkehrbereitschaft
Fazit
Es ist und bleibt alles also widersprüchlich. Wir werden leben und arbeiten, wir werden forschen und produzieren, und das alles vernetzt miteinander, alles nah beieinander. Wir benötigen weniger Raum, wollen kurze, zeit- und kostensparende Wege, einen engen Kontakt mit den Mitmenschen. Und wir wollen einen Beitrag zum Umweltschutz leisten.
Denn Arbeit ist nicht mehr das, …
… was man hat, sondern das, was man tut.
… wohin man geht, sondern das, was man sich gestaltet.
… was man erledigt, sondern das, was man sich immer wieder selbst erschließt.
Über den Autor
Dieter Boch ist geschäftsführender Gesellschafter des Instituts für Arbeitsforschung und Organisationsberatung (iafob deutschland) und Leiter des internationalen Flexible.Office.Network., einem überbetrieblichen Forum für den Wissens- und Erfahrungsaustausch zur BüroArbeitswelt von Morgen.
Als Dozent lehrte er an der Fachhochschule Salzburg und der Hochschule für Wirtschaft in Zürich Führungsverhalten und Future Work & Workplace Design.
Der Diplom-Psychologe ist Autor zahlreicher Veröffentlichungen und Mitherausgeber der Buchreihe „Flexible Arbeitswelten“.
Im Homeoffice ist jede:r selbst für Wohlbefinden und Gesundheit verantwortlich. Doch welche Auswirkungen hat Langzeit-Homeoffice eigentlich auf unsere Gesundheit? Bekommen wir im „Zuhause-Büro“ die nötige Erholung und wie empfinden wir Stress?
Dr. Milena Wütschert hat in ihrer Dissertation am Lehrstuhl Arbeits- und Organisationspsychologie der Universität Bern untersucht, wie sich der ständige Aufenthalt im Homeoffice auf unsere Gesundheit auswirkt – ein Thema, das durch die COVID-19-Pandemie an Bedeutung gewonnen hat.
Wenn wir uns die aktuellen Zahlen vom Bundesamt für Statistik (2021) zur Entwicklung der Teleheimarbeit in der Schweiz anschauen, dann ist ersichtlich, dass vor der COVID-19 Pandemie die Teleheimarbeitsquote 24,6 Prozent betrug und während der Pandemie die Quote auf 34,1 Prozent stieg.
Interessant: Personen, die mehr als 2,5 Tage Teleheimarbeit tätigen, sind nach wie vor die Minderheit. Während 2001 die Teleheimarbeitsquote unter 1 Prozent lag, ist sie im Jahr 2020 auf 4,3 Prozent gestiegen.
Privatsphäre im Homeoffice: Ein unerforschtes Feld
In der Arbeits- und Organisationspsychologie ist Homeoffice sehr gut erforscht, was beispielsweise Arbeitsleistung oder Arbeitszufriedenheit betrifft. Die Arbeitsplatzgestaltung sowie die wahrgenommene Privatsphäre in der häuslichen Umgebung auf die physische und psychische Gesundheit wurden bisher kaum untersucht. Eigentlich ist es eigenartig, obwohl man gerade davon ausgehen kann, dass die Privatsphäre in der häuslichen Umgebung sich von der in den traditionellen Büros klar unterscheidet, gibt es nahezu keine Forschung zu diesem Thema.
Schon Aristoteles erwähnte das Konzept der Privatsphäre. Er war der Meinung, dass jeder Mensch das Recht auf Rückzug hat. Auch heute noch wird die Privatsphäre meist mit Störung in Verbindung gebracht. Im Prinzip ist es die wahrgenommene Kontrolle über die Außenreize. Privatsphäre wird eingeteilt in akustische und visuelle Privatsphäre sowie Zugangs- und Verhaltenskontrolle.
Es kann angenommen werden, dass jeder Mensch ein Bedürfnis nach Privatsphäre hat. Wie stark ausgeprägt dieses Bedürfnis ist, ist je nach Person unterschiedlich. Ob im Homeoffice oder im Büro: Ein längerfristiger Mangel an Privatsphäre sprich Lärm, Ablenkung und das Gefühl beobachtet zu werden, beeinflusst die Gesundheit negativ.
Mentale Loslösung vom Beruf: Eine notwendige Erholung
Privatsphäre wird in der Literatur häufig mit Rückzug sowie Ruhe in Verbindung gebracht. Als Arbeitspsychologin verbinde ich Rückzug auch mit dem Begriff «Psychological Detachment». Dabei geht es um die psychische Loslösung von der Arbeit, soll heissen: während der arbeitsfreien Zeit eben nicht an die Arbeit zu denken, sondern sich mental als auch körperlich zu erholen. Ressourcen auffüllen.
Doch wenn die mentale Loslösung von der Arbeit nicht gelingt, beeinträchtigt das unseren Erholungsprozess und somit unsere Gesundheit.
Heute ist das aber kaum noch möglich. Oft sind wir auch nach Feierabend oder gar am Wochenende mental noch bei der Arbeit. Manchmal erscheint sogar der Eindruck, das gehört zum guten Ton. Da wird man schon fast komisch angeguckt, wenn man mal sagt: „Ah gestern? Gestern habe ich nichts gemacht.“
Doch wenn die mentale Loslösung von der Arbeit nicht gelingt, beeinträchtigt das unseren Erholungsprozess und somit unsere Gesundheit. Meine Forschung zeigt eindeutig, dass eine hohe Privatsphäre im Homeoffice dazu führt, das sich Arbeitnehmende gedanklich besser von der Arbeit loslösen können und sich die Schlafqualität verbessert.
Doch was hält uns davon ab, uns zu erholen?
Da wären wir beim sogenannten Erholungsparadoxon. Arbeitnehmende, die durch die ständige (digitale und mentale) Konnektivität mit der Arbeit verbunden sind, tendieren eher dazu, auch in der Freizeit zu arbeiten. Es ist also ein hoher Erholungsbedarf da, aber diesem Bedürfnis tatsächlich nachzukommen ist paradoxerweise gering.
Daher: Sich von der Arbeit zu erholen ist heute eine Kunst. Bei Spitzensportlerinnen und -sportlern leuchtet es allen ein, dass deren Körper und Geist Erholung brauchen, und dass Erholung ein Leistungsfaktor ist. Bei anspruchsvoller Büroarbeit ignorieren wir diesen Faktor, dort halten wir es mehr wie mit dem Ovomaltine-Slogan: Nicht besser, aber länger.
Ein veränderter Blick auf die Privatsphäre
Die Privatsphäre hat uns verändert und wird auch gegenwärtig eine Rolle spielen. Die Rückkehr ins Büro kann daher herausfordernd sein, weil wir uns durch die Corona-bedingten Massnahmen und Homeoffice an eine erhöhte Privatsphäre mit Abstand gewöhnt haben. Das muss nicht per se schlecht sein.
So reflektieren wir vielleicht Privatsphäre, Rückzug, Ruhe und die psychologische Loslösung von der Arbeit anders. Gehen zwar mit dem Strom der neuen Arbeitswelt mit, setzen uns aber eben bewusste Erholungs- und Rückszuganker. Im Sinne unserer psychischen und physischen Gesundheit wäre dies sehr wünschenswert ganz nach dem Motto: don’t get harder, get smarter.
Über die Autorin
Milena Sina Wütschert forscht am Institut für Psychologie der Universität Bern, Abteilung Arbeits- und Organisationspsychologie, sowie an der Hochschule für Angewandte Psychologie der Fachhochschule Nordwestschweiz über gesundheitsförderliche Arbeitsgestaltung in der neuen Arbeitswelt.
Mit ihrer Dissertation über die Arbeitsbedingungen im Homeoffice und den Einfluss moderner Büroraumkonzepte auf die Gesundheit («New Ways of Working: Some consequences of the new world of work on stress experience and occupational health») hat sie vergangenes Jahr an der Uni Bern die Doktorwürde erlangt.
Von hybridem Arbeiten, zeitweise im Homeoffice und zeitweise in gemeinschaftlich genutzten Arbeitsräumen, können jeder Einzelne, die Gemeinschaft und die Umwelt profitieren.
Vorteile für Mitarbeitende
Das hybride Arbeiten bringt zahlreiche Vorteile für Mitarbeitende. Da der Arbeitsweg öfter entfällt, bleibt ihnen mehr Zeit, um Arbeit und private Verpflichtungen, Arbeit und gesundheitliche Bewegung, Arbeit und Partnerschaft, Arbeit und Kinder, also die anderen Lebensbereiche besser miteinander zu vereinbaren, in Balance zu bringen.
Das hybride Arbeiten hilft auch jedem Mitarbeitenden Ressourcen einzusparen. Durch mobile Arbeit seien „enorme Einsparpotenziale in Bezug auf CO2, Fahrtzeit, Spritkosten und Abnutzung des Autos zu erwarten“, steht in einem Gutachten des Instituts für angewandte Arbeitswissenschaft (ifaa). Da die Mehrheit der Arbeitnehmer:innen das Auto als Verkehrsmittel nutzt, um zur Arbeit zu fahren (knapp 68 Prozent), kann jeder hybrid Arbeitende auch einen Beitrag zum Klimaschutz beitragen, wenn der Arbeitsweg öfter entfällt.
Im Jahr 2016 lag die durchschnittliche Pendelentfernung in Deutschland bei rund 17 Kilometern (Statistisches Bundesamt). 87 Prozent benutzen den PKW für 34 km/Tag. Dadurch kann sowohl in ländlichen Regionen wie auch in Ballungsgebieten der CO2-Ausstoß deutlich verringert werden. Laut des Gutachtens des ifaa wären das bei nur einem Tag Homeoffice pro Woche schon 2,1 Milliarden kg CO2 pro Jahr weniger. Davon wird die Umwelt profitieren.
Foto: Emma K. Boch
Vorteile für Arbeitgebende
Auch in den gemeinschaftlich genutzten Arbeitsräumen = Büro können Ressourcen geschont und damit Kosten ganz unmittelbar eingespart werden, weil weniger teure Bürofläche benötigt wird. Einer PwC-Studie zufolge lohnt sich das sogar schon ab einer Reduktion von nur acht Prozent.
„Wenn zehn Prozent der Erwerbstätigen in Deutschland einen Tag in der Woche von zu Hause arbeiten würden, könnten rund 4,5 Milliarden Kilometer an Pendlerstrecke und etwa 850 Millionen Kilogramm C02 pro Jahr eingespart werden. Bei 20 Prozent wären es schon 1,7 Milliarden Kilogramm.“
Doch das hybride Arbeitsmodell bringt auch einige Herausforderungen mit sich, damit die Vorteile auch wirklich gegeben sind. Es braucht dazu ein leistungsfähiges und zentrales Buchungssystem, um die Bürofläche intelligent zu organisieren. Einsparung geht nur, wenn die Mitarbeitenden keinen festen, ihnen zugewiesenen Arbeitsplatz mehr haben. Und das geht weit über klassisches Desksharing hinaus.
Buchungssyteme für Desksharing und Coworking
Schreibtischbuchungen müssen den individuellen Bedürfnissen des Mitarbeitenden entsprechen. Manche benötigen ein Büro mit Drucker/Präsentationstechnik oder arbeiten einfach gerne an einem Schreibtisch mit Fenster. Deshalb müssen Faktoren wie die unterschiedlichen Ansprüche der Mitarbeitenden abgefragt und mit einbezogen werden. Dabei kann der Wunsch des Mitarbeitenden nach bestimmten Funktionen – ungestörter Einzelarbeitsplatz oder Teamarbeitsbereich – sich von Stunde zu Stunde ändern. Auch das Buchen von Meetingräumen ist eine Arbeitsplatzbuchung.
Das System sollte ermöglichen, dass Mitarbeitende so verteilt werden, dass ganze Stockwerke oder Gebäudeabschnitte nicht belegt werden. So kann mehr Fläche freigehalten werden, die nicht beheizt werden muss – und Energie wird eingespart.
Auch eine Verknüpfung mit anderen Apps sollte gegeben sein. Zum Beispiel fällt es Betriebsrestaurants leichter, ressourcenschonender zu planen, aber auch für jede Eventualität genügend Lebensmittel verfügbar zu haben, ohne dass große Mengen weggeworfen werden müssen.
Aus den Erfahrungen von Unternehmen, die häufig Mitarbeitende aus anderen Standorten oder Beratende und Gäste in ihrem Büro haben, lassen sich Kriterien erkennen, die ein intelligentes Buchungssystem per App erfüllen muss. Im Flexible.Office.Network. haben viele Unternehmen schon lange Erfahrung mit Buchungssystemen, wie MediaDialog, GoBright, iotspot und Comfy.
So gelingt es Arbeitgebenden für die Mitarbeitenden einen Arbeitsplatz zu schaffen, an dem sie optimale Arbeitsbedingungen vorfinden und sich wohlfühlen. Damit werden nicht nur Kosten eingespart, sondern auch gemeinsam ein Beitrag zum Klimaschutz geleistet.
Über den Autor
Dieter Boch ist geschäftsführender Gesellschafter des Instituts für Arbeitsforschung und Organisationsberatung (iafob deutschland) und Leiter des internationalen Flexible.Office.Network., einem überbetrieblichen Forum für den Wissens- und Erfahrungsaustausch zur BüroArbeitswelt von Morgen.
Als Dozent lehrte er an der Fachhochschule Salzburg und der Hochschule für Wirtschaft in Zürich Führungsverhalten und Future Work & Workplace Design.
Der Diplom-Psychologe ist Autor zahlreicher Veröffentlichungen und Mitherausgeber der Buchreihe „Flexible Arbeitswelten“.
Organisationen haben in den Jahren der Pandemie – gezwungenermaßen – eine rasante Veränderung erlebt. Vieles, das vorher eher ein Privileg Einzelner war, wurde auf einen Schlag Realität – ohne lange Planung, ohne Change Management und ohne Pilotflächen und Testreihen.
Es gab keine Workshops zur Vorgehensweise, keine Aufgabenverteilung zur Umsetzung und keine Befragungen. Die Kultur der Organisation wurde nicht geplant, verändert und angepasst. Sie musste die Krise aushalten und hat das meist ohne Probleme ganz gut überstanden.
Wie kann eine Organisation dazu beitragen, dass Menschen sowohl real als auch virtuell gut miteinander arbeiten können?
Vizepräsident Oliver Jahraus von der LMU in München sagt: „Wir werden nie wieder zu einem Zustand zurückkehren wie vor Corona. Dazu hat sich zu viel verändert.“ Wir werden uns in Zukunft also immer fragen, was wir sinnvollerweise im Büro machen und was zuhause oder an dritten Orten. Es wird viel mehr um menschenzentrierte Orte für die Arbeit gehen.
Geht man ins Büro so fragt man sich: „Warum bin ich hier und was kann ich hier lernen?“ Es geht zwar um Leistung, aber vor allem auch um die eigene Potentialentfaltung.
In Zukunft möchte die Hälfte der Erwerbstätigen selbst entscheiden, wann und wo sie arbeitet und wie sie ihre Arbeit und die Zeit dafür einteilt. Ein Drittel der Befragten einer Stepstone-Umfrage möchte eine feste Vereinbarung zu Home-Office-Tagen. 30 Prozent Home-Office heißt einerseits aber auch Desk Sharing und andererseits bedeutet dies Entfremdung: Man sieht sich nicht mehr regelmäßig und vor allem die zufälligen Treffen fehlen, die ganz besonders zu neuen Ideen inspirieren und oft die eigene Arbeit beflügeln.
Foto: Unsplash | Thought Catalog
Wie kann man an unterschiedlichen Orten die gemeinsame Kultur leben und mit Kolleg:innen in Verbindung bleiben?
In Zukunft wird im Büro die richtige Balance zwischen Austausch, Teamwork, individuellen Arbeitsplätzen und Fokusarbeit immer wichtiger werden. Flächeneffizienz wird ihren Stellenwert verlieren. An diese Stelle muss Nutzereffektivität treten.
Es geht vor allem darum, die gesamte Fläche gemeinsam gut und richtig zu nutzen und die Kultur der Organisation erlebbar zu machen, sowohl real als auch virtuell. Eines ist klar geworden: Die Verteilung der Flächen wird sich in Zukunft verschieben.
„Die Zeit, die man am individuellen Arbeitsplatz im Büro verbringt, wird sich auf 30 Prozent halbieren. Der Bedarf an Flächen für Zusammenarbeit steigt hingegen von 30 auf 50 Prozent.“
Die Zeit, die man am individuellen Arbeitsplatz im Büro verbringt, wird sich auf 30 Prozent halbieren. Bereits vor der Pandemie war dies meist nicht mehr als 60 Prozent, wie zahlreiche Flächennutzungsstudien immer wieder belegt haben.
Der Bedarf an Flächen für Zusammenarbeit steigt hingegen von 30 auf 50 Prozent. Hier ist vor allem darauf zu achten, vielfältige, unterschiedliche Flächen und Räume zur Verfügung zu stellen, die sich einfach umnutzen lassen – je nach den Aktivitäten und Bedürfnissen der Nutzer.
Ebenfalls rapide steigen wird der Bedarf an Dienstleistungsflächen. Dieser war vor der Pandemie mit 5 Prozent relativ gering und wird in Zukunft eher auf 20 Prozent steigen.
Wenn man ins Büro geht, erwartet man eine gute Atmosphäre und Annehmlichkeiten, die es zuhause im Homeoffice nicht gibt. Möglicherweise – je nach Größe der Organisation – gesunde Verpflegung, zumindest aber Obst, Getränke und ausgezeichneten Kaffee.
Diese gemeinsame Zeit in der Realität wird ergänzt durch gute gemeinsame Zeit online. Zugehörigkeit und Sinn werden durch konsistente Beziehungen zwischen Menschen, Inhalten und Orten geschaffen.
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Wie können wir uns also noch verbunden fühlen, wenn wir aus der Ferne arbeiten?
Ziel einer Arbeitswelt ist es, Wissen und Menschen zu vernetzen sowie virtuelle und reale Räume zu verbinden. In Zukunft wird man Arbeit viel bewusster planen als vor der Pandemie. Das heißt, die Menschen wählen ganz bewusst zwischen verschiedenen Arbeitsorten den jeweils richtigen Ort aus: für die Aktivität, die Aufgabe und die eigene Befindlichkeit. Ausschlaggebend sind die individuelle Agenda, die Leistungsunterstützung und die Lernerfahrung, die man benötigt.
Arbeit wird in Zukunft differenzierter gesehen werden: gemeinsam, gesellig, allein, ungestört, mit vielen Erfahrungen, effektiv, real, virtuell, hybrid…
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„Menschen sind soziale Wesen, die zum Wohlfühlen Zwischenmenschlichkeit brauchen. Virtuelle Arbeitsumgebungen müssen diesen Raum für Zwischenmenschlichkeit schaffen.“
Menschen entfalten ihre Potentiale durch Interaktion mit anderen Menschen und mit ihrer Umgebung. Vielfältige Erfahrungen sind dabei wichtig und regen an: visuell, akustisch und haptisch. Diese Anregungen braucht es sowohl virtuell als auch real.
Menschen brauchen Fokus und Rückzug, Geselligkeit und Rituale. Dazu werden Kollaborationsräume, Labore und Kreativräume, Zwischenräume und Begegnungsräume benötigt, um in Erfahrungen eintauchen und neue, eigene machen zu können.
Menschen sind soziale Wesen, die zum Wohlfühlen Zwischenmenschlichkeit brauchen. Virtuelle Arbeitsumgebungen müssen diesen Raum für Zwischenmenschlichkeit schaffen. Abteilungen, Generationen, unterschiedlichen Hierarchien muss die Möglichkeit zu Begegnungen und zu Austausch gegeben werden. Es muss Raum für professionelle Neugier geschaffen werden.
„Tools wie Mural oder Miro können solche Zwischen- und Begegnungsräume virtuell erschaffen, wenn sie organisations- und abteilungsübergreifend angewandt und auch „ritualisiert“ genutzt werden.“
Es geht darum eine gemeinsame virtuelle Welt für die Organisation zu schaffen, die attraktiv und authentisch ist und zur Kultur der Organisation passt.
Junge wie ältere Talente müssen sich angezogen fühlen, durch die reale, aber auch die Online-Welt und sich dort (gemeinsam) wohl fühlen. Auch die virtuelle Arbeitswelt muss Wissen und Wissensträger vernetzen.
Anstatt Wissen zu speichern, muss es den anderen zur Verfügung stehen und man muss in der Lage sein, darüber zu kommunizieren, zu diskutieren und das Wissen gemeinsam zu erweitern. „Mein“ Office ist Vergangenheit – „Unser“ Büro ist die Zukunft.
Virtuelles Drees & Sommer Office am Beispiel Frankfurt
Wie sich virtuelle und reale Räume verbinden lassen, zeigt das virtuelle Drees & Sommer-Büro aus Frankfurt. Im Erdgeschoß des „Mural“-Hauses kann man durch eine Tür auch in das reale Frankfurter Büro eintreten. Dort kann man zu einer Tafel gehen und mit Kolleg:innen Ideen austauschen oder diese Wandboards nutzen, um einen Workshop durchzuführen.
Virtueller Mural-Workshop
Im „Keller“ des Hauses wurde in diesem Fall ein Hobbykeller eingerichtet. Hier kann man mit anderen seine Hobbys teilen, indem man Bilder oder Filme einstellt oder Bücher postet, die auch für die anderen interessant sein könnten.
Dieses virtuelle Haus hat unterschiedliche Geschosse und viele unterschiedliche Räume, die wiederum weiter verlinkt werden können zu anderen Häusern. Wie in einem realen Büro gibt es private Räume, die in der virtuellen Welt auch verschlossen werden können und so nicht jedem zugänglich sind sowie offene Bereiche, in denen jeder willkommen ist. E
s gibt Räume, in denen man sich gegenseitig mit Wissen versorgt und Materialien austauschen kann, es gibt Bereiche für Teambesprechungen, Termine und wichtige Mitteilungen, aber auch Orte für Feiern, Jubiläen oder Geburtstagsüberraschungen, wie beispielsweise ein Ständchen mit der Lieblingsmusik.
Woran sollte eine Organisation in Zukunft denken, um ihren Mitarbeiter:innen optimale Arbeitsumgebungen zur Verfügung zu stellen?
Zauberworte für die Zukunft sind Vielfalt und Funktionalität. Flächen und Räume müssen verfügbar sein und einfach zu erreichen – sowohl real als auch virtuell.
Plant man neu oder wird restrukturiert, so sollten die Mitarbeitenden die Nutzung der Flächen gemeinsam definieren und man sollte immer daran denken, dass eine Arbeitswelt ein lebendiger Organismus ist.
Bewähren sich Flächen nicht, so werden sie einfach anders gestaltet. Eine gute Arbeitswelt ist eine sich ständig wandelnde Pilotfläche, die jederzeit auf sich verändernde Bedingungen reagieren kann und muss. Menschen sind unterschiedlich und haben auch nicht jeden Tag die gleichen Anforderungen und Bedürfnisse. Darauf muss die Arbeitsumgebung vorbereitet sein und reagieren können, indem sie viele unterschiedliche Wahlmöglichkeiten bereithält. Spezifische Anforderungen müssen im Bedarfsfall optimal unterstützen werden.
Foto: Unsplash | Austin Distel
Wenn man die Zukunft vor Augen hat, haben Organisationen jetzt die Gelegenheit sich neu aufzustellen und sich um die realen und virtuellen Flächen und Erfahrungen zu kümmern.
Sozialer Austausch, zufällige Treffen und Zusammenarbeit in Teams, real und virtuell, brauchen gute Gestaltung und Umsetzung. Es gibt viele Unsicherheiten und Unbekannte in der neuen Arbeitswelt, aber eines ist gewiss: Die Erwartungen der Mitarbeiter:innen an die eigene Autonomie und an das reale und virtuelle Arbeitsumfeld werden höher sein als vorher.
Mitarbeitende wollen mehr Kontrolle über Orte und Flächen, ohne das dies mehr kostet und mehr Aufwand bedeuten muss. Individuelles, fokussiertes Arbeiten kennt jetzt viele Orte: zuhause, im Büro und an dritten Orten, je nach den Möglichkeiten des Einzelnen und den persönlichen Bedingungen und Vorlieben.
Es braucht viele verschiedene Arten von Flächen, mit einer Auswahl an realen und virtuellen Orten und Zeiten. Der Arbeitsplatz ist ein bestimmtes Gebäude und viel mehr. Er ist nicht länger ein einzelner Ort, sondern ein Netzwerk von virtuellen, physischen und „hybriden“ Orten. Dieses Ökosystem bietet flexible und bedarfsorientierte Orte, die Komfort, Funktionalität und Wohlbefinden unterstützen und den Nutzern die gewünschte Flexibilität und Variabilität sicherstellen.
Über die Autorin
Prof. Dr. Christine Kohlert ist Expertin für Lern- und Arbeitswelten der Zukunft. Sie ist langjähriges Mitglied des internationalen Flexible.Office.Network., einem überbetrieblichen Forum für den Wissens- und Erfahrungsaustausch zur BüroArbeitswelt von Morgen.
Sie ist außerdem wissenschaftlicher Fachbeirat für verschiedene Kongresse, arbeitet freiberuflich für verschiedene Unternehmen, beispielsweise für Drees & Sommer SE, und ist Professorin an der Mediadesign Hochschule in München.
Christine Kohlert lehrte international an diversen Universitäten, unter anderem am Massachussetts Institute of Technology in Cambridge (MIT), USA, an der UCLAS in Dar es Saalam, Tansania und arbeitete in renommierten internationalen Büros.
Die Architektin und Stadtplanerin ist Autorin zahlreicher Bücher und Veröffentlichungen. „Space for Creative Thinking: Design Principles for Work and Learning Environments“ beschäftigt sich mit dem Raum als Werkzeug für ein positives Umfeld. In ihrem neuen Buch „Das menschliche Büro – The human(e) office: Hilfe zur Selbsthilfe für eine gesunde Arbeitswelt – Helping people to a healthy working environment“ beleuchtet sie mit Autor:innen unterschiedlichster Disziplinen das Umfeld und die Psychologie einer gesunden Arbeitsumgebung.
Videokonferenz oder Präsenzmeeting – Haben wir derzeit kein wichtigeres Problem?
Das flexible.office.network. hat seit seiner Gründung das Ziel, den Wandel der BüroArbeit mit seinen rasanten Entwicklungen und komplexen Zusammenhängen besser zu erfassen. Dabei verschaffen Einblicke in unterschiedliche Erfahrungen und die Möglichkeit zur offenen Diskussion verschiedener Problemstellungen einen geschärften Blick auf die bestmögliche Umsetzung im eigenen Unternehmen.
Das Netzwerk als Abbild der Gesellschaft
Die Arbeit in einem Netzwerk ist vergleichbar mit einem Gefäß, aus dem man etwas herausholt und etwas hineingibt. Beides ist unerlässlich. Ein Netzwerk ist eine Gemeinschaft, die ausgerichtet ist, zuerst einen gemeinsamen Nutzen zu erbringen und daraus resultiert auch ein individueller Nutzen. Solidarisches Verhalten und nicht Eigensinn führen zum Erfolg.
So ist das Netzwerk ein Abbild der Gesellschaft.
Derzeit ist die wichtigste Aufgabe einer demokratischen Gesellschaft in einer Pandemie, den Schutz der Gesellschaft und des Einzelnen vor Krankheit und Tod sicherzustellen.
Wir haben in unserer demokratischen Gesellschaft in vielen Bereichen eine Solidargemeinschaft, besonders im Gesundheitswesen. Die Mehrheit der Gesellschaft trägt mit ihrem Verhalten zu dieser Solidargemeinschaft bei. Eine kleine Minderheit von Ignoranten der Vernunft richtet, mit welcher Begründung auch immer und in welcher gesellschaftlichen Rolle, einen immensen sozialen, ökonomischen und ökologischen Schaden für uns alle an.
Wenn sich zwei Menschen mit FFP2-Maske in einem Innenraum auf kurzer Distanz begegnen, liegt die Ansteckungsgefahr auch nach 20 Minuten nur bei 0,1 Prozent.
Studie des Max-Planck-Instituts
Wolfram Henn, Humangenetiker und Mitglied des Deutschen Ethikrates hat schon am 6. August 2021 gesagt: „Wer sein Recht auf Unvernunft wahrnehmen will, der muss damit rechnen, dass sich andere vor ihm schützen“.
Die Deutsche Homöopathie-Union (DHU) – nicht immer ein Verfechter der klassischen wissenschaftlichen Medizin – hat am 4. Dezember 2021 gesagt: „Die Immunisierung der Bevölkerung mit zugelassenen Impfstoffen ist der einzige Weg, der uns aus der Pandemie führt.“
„Der Weg aus der Pandemie dauert nur zwei Sekunden“, schreibt die DHU weiter. Dabei gibt es nur zwei Dinge miteinander abzuwägen. „Eine sichere Impfung oder ein unsicheres Schicksal, wie es fast jeder zehnte Covid-Patient erleidet: die Langzeitfolgen der ungeschützten Infektion“, Eckart von Hirschhausen am 6. Dezember 2021 in der ARD.
Die weltweite Impfquote liegt derzeit bei 42 Prozent, die tägliche Infektionsrate weltweit bei kumulativ 265 Millionen. Das Virus hat optimale Möglichkeiten, immer wieder neue Mutationen zu bilden. Das SARS-CoV-2-Virus – die Delta-Variante und die neue Variante Omikron (B.1.1529) – werden uns noch lange beschäftigen.
Regelungen des flexible.office.network
Wir werden in unserem Netzwerk nur mit vollständig Geimpften zusammenarbeiten und nur Gäste begrüßen, die sich solidarisch verhalten und damit zur Gesundheit der Gemeinschaft – und auch ihrer eigenen – beitragen.
Darüber hinaus werden wir uns in unseren Live-Veranstaltungen vor dem Infektionsrisiko mit einer FFP2-Maske schützen.
Eine neue Studie des Max-Planck-Instituts zeigt, wie effektiv FFP2-Masken sind, wenn sie korrekt getragen werden. Wenn sich zwei Menschen mit FFP2-Maske in einem Innenraum auf kurzer Distanz begegnen, liegt die Ansteckungsgefahr auch nach 20 Minuten nur bei 0,1 Prozent.
Allerdings kommt es laut der Forscher aber auf die richtige Trageweise der FFP2-Maske an. Für optimalen Schutz muss der Nasenbügel demnach zu einem „abgerundeten W“ geformt werden, so dass er seitlich auf die Nasenflügel drückt. Bei schlecht sitzenden FFP2-Masken liege das Infektionsrisiko im gleichen Szenario dagegen bei rund vier Prozent.
Im Gegensatz dazu steht das Ergebnis bei Begegnungen von zwei Personen, die keine Maske tragen: Wenn in diesem Fall ein gesunder Mensch mit drei Metern Abstand wenige Minuten in der Atemluft eines Infizierten stehe, werde er sich mit einer Wahrscheinlichkeit von 90 Prozent anstecken, so die Forscher.
„Wir hätten nicht gedacht, dass es bei mehreren Metern Distanz so schnell geht, bis man aus der Atemluft eines Virusträgers die infektiöse Dosis aufnimmt“, so Institutsdirektor Eberhard Bodenschatz. Denn auf diese Distanz hat sich die Atemluft schon kegelförmig im Raum verbreitet und die infektiösen Partikel entsprechend verdünnt. Die besonders großen und damit besonders virusreichen Partikel fallen zudem schon nach einer kurzen Strecke durch die Luft zu Boden.
„Trotzdem haben wir in unserer Studie auch in drei Metern Entfernung noch ein enormes Ansteckungsrisiko festgestellt, wenn man Infizierten mit einer hohen Viruslast, wie sie bei der vorherrschenden Delta-Variante des SARS-CoV-2-Virus auftritt, für ein paar Minuten begegnet und keine Maske trägt“, sagt Eberhard Bodenschatz.
Dieter Boch ist geschäftsführender Gesellschafter des Instituts für Arbeitsforschung und Organisationsberatung (iafob deutschland) und Leiter des internationalen Flexible.Office.Network., einem überbetrieblichen Forum für den Wissens- und Erfahrungsaustausch zur BüroArbeitswelt von Morgen.
Als Dozent lehrte er an der Fachhochschule Salzburg und der Hochschule für Wirtschaft in Zürich Führungsverhalten und Future Work & Workplace Design.
Der Diplom-Psychologe ist Autor zahlreicher Veröffentlichungen und Mitherausgeber der Buchreihe „Flexible Arbeitswelten“.
Was ist nicht schon alles über den Darm geschrieben worden. Trotz vielversprechender Ansätze und Forschungen zu unserem einzigen autonomen Organ und trotz einer Fülle an verschiedenen Ernährungsansätzen, geht es dem modernen Darm so schlecht wie nie. Und wenn es dem Darm nicht gut geht, geht es auch dem Menschen nicht gut. Inzwischen wächst die Erkenntnis darüber, dass wir an unserer Ver- und Entsorgungsstation nicht vorbeikommen, wollen wir dauerhaft gesund sein oder bleiben.
Der Darm ist ein „Schlüsselorgan“. Alles was ihm zugeführt wird, wird aufgenommen, verarbeitet, verteilt und abgeführt. Wie gut ihm das gelingt hängt davon ab, wie gut sein Team (Mikrobiom) aufgestellt ist. Je größer die Vielfalt der Teammitglieder (Darmbakterienstämme), desto besser die Verarbeitung und Verteilung der zugeführten Nährstoffe und umso gesünder und resilienter ist der Mensch. Heute weiß man, dass sich die Aufgaben und der Wirkungsgrad des Darms nicht nur auf die Versorgung des Körpers beschränkt. In der Mitte des Körpers gelegen trägt er auch maßgeblich zur emotionalen und auch geistigen Gesundheit bei. Je besser es ihm geht, desto mehr ist auch der Mensch in seiner Mitte – körperlich, geistig und seelisch.
Der Darm trägt zur emotionalen und auch geistigen Gesundheit bei. Je besser es ihm geht, desto mehr ist auch der Mensch in seiner Mitte – körperlich, geistig und seelisch.
Der moderne Darm – ein Sanierungsfall
Prof. Emeran Mayer aus Kalifornien untersuchte, welchen Einfluss die Zusammensetzung der Darmteams (Mikrobiom) auf die Entstehung von Krankheiten hat. Dabei stellte er fest, dass Naturvölker, wie im Amazonas- oder Orinoko-Gebiet, eine viel größere Vielfalt an Darmbakterien aufweisen als die Menschen in der zivilisierten Welt. Die moderne und zudem bewegungsarme Lebens-und Ernährungsweise hat dazu geführt, dass wir inzwischen bis zu 40 Prozent unserer Darmflora, in Quantität und Qualität, abgebaut haben. Jeder, der sich in das Szenario hineindenkt, weiß oder spürt, was es für ein Unternehmen bedeuten würde, 40 Prozent seiner Mitarbeitenden inklusive des Knowhows zu verlieren. Da heißt es entweder zu verstehen, wie das passieren konnte und einen Wiederaufbau starten, oder zu kapitulieren.
Die Reduzierung des Mikrobioms hat mit dazu geführt dass Krankheitsbilder, die früher eher selten vorkamen, nun in steigendem Maße auftreten. Dazu zählen Autoimmun-Erkrankungen, Nahrungsmittelallergien und -unverträglichkeiten, entzündliche Darmerkrankungen oder auch Asthma bis hin zu Depressionen. Bei der Sanierung eines Unternehmens betreibt man Ursachenforschung. Bei der Erforschung dessen, was dazu geführt hat, dass es dem modernen Darm so geht wie es ihm geht, auch.
Wie jedes Unternehmen so hat auch ein Darm unterschiedliche Startvoraussetzungen. Bei natürlichen Geburten erhält das Neugeborene bei der Passage des Geburtskanals sein Darmflora-Starterpaket. Anders verhält es sich bei Kaiserschnittgeburten. Die Zahl der Kaiserschnittgeburten ist in den vergangenen Jahrzehnten stark angestiegen.
Die Heliosklinik schreibt dazu auf ihrer Webseite: „In Deutschland kommt mittlerweile etwa jedes dritte Kind per Kaiserschnitt (Sectio) auf die Welt. Im internationalen Vergleich liegt Deutschland damit weit vorne. Im europäischen Ranking sogar auf dem vierten Platz. Eine Kaiserschnittgeburt bringt auch Nachteile für das Baby. Bei einer natürlichen Geburt wird die Bakterienflora im Geburtskanal auf das Baby übertragen, wodurch der Darm und die Haut des Kindes schneller mit wichtigen Bakterien besiedelt werden können. Bei einem Kaiserschnitt kommt das Kind nicht mit der besagten Bakaterienflora in Berührung. Studien zeigen auf, dass Kaiserschnittkinder deshalb im Laufe ihres Lebens ein höheres Risiko für Übergewicht, Allergien oder Asthma haben.“
Kaiserschnittkindern fehlt dieses Darmflora-Starterpaket, das wesentlich ist für den Aufbau und die Zusammensetzung der Darmflora und auch für den Aufbau des Immunsystems.
Der Darm – und sein Potenzial
Der Darm ist so groß, dass man sich fragt, wie er sich im Körper überhaupt entfalten kann. Er kann bis zu 7 Meter Länge erreichen. Aufgeklappt entspricht das in etwa der Größe von zwei Tennisplätzen. Er verfügt über mehr Abwehrzellen als Haut und Atemwege zusammen. Im Darm tummeln sich, Untersuchungen zufolge, mindestens 1.014 verschiedene Mikroorganismen, die friedlich miteinander leben. Gewogen, entspräche das in etwa 1,5 bis 2 Kilogramm. Die Darmflora ist mit „guten“ und „schlechten“ Bakterien besiedelt. Kein Problem, solange die „Guten“ die Oberhand behalten. Ist der Darm geschwächt, ist auch das Immunsystem geschwächt, das zu ca. 70-80 Prozent im Darm zuhause ist. Die Entfaltung dieses Potenzials erfolgt nur bei entsprechender Forderung.
„Zu wenig Bewegung, zu wenig natürliche Auseinandersetzung mit den Umwelteinflüssen lassen den Darm träge werden. Auf Mitarbeiter bezogen hieße das: Outsourcen und damit einhergehend Abbau von Arbeitsplätzen und genauso reagiert der Darm. Darmbakterienstämme werden abgebaut.“
Der moderne Darm – in der Abstiegsspirale
Früher wurde das Immunsystem im alltäglichen Leben regelrecht trainiert. Es wurde nicht alles gleich desinfiziert, die Kinder spielten im Matsch, hatten aufgeschürfte Knie, waren viel in Bewegung und wurden sie mal krank, kamen natürliche Hausmittel zum Einsatz, die die Selbstheilungskräfte aktivierten. Erst wenn das nicht half wurde ein Arzt konsultiert.
Der moderne Darm träumt von solch einem Leben. Ihm fehlt diese wichtige Auseinandersetzung, durch die seine Widerstandskraft gestärkt wird. Durch das zivilisierte Leben und die wachsende Zahl an Produkten, wie Desinfektionsmittel u.v.m., die ihm seine Arbeit abnehmen, wird er immer träger und leidet schon fast an bore out (Darmträgheit). Zu wenig Bewegung, zu wenig natürliche Auseinandersetzung mit den Umwelteinflüssen lassen den Darm träge werden.
Auf Mitarbeiter bezogen hieße das: Outsourcen und damit einhergehend Abbau von Arbeitsplätzen und genauso reagiert der Darm. Darmbakterienstämme werden abgebaut. Hinzu kommt, dass wir in unseren Breiten im Überfluss (Überangebot) leben. Jederzeit ist Nahrung verfügbar. Dadurch kommt es im Darm zu einem Nährstoffüberschuss mit der Folge, dass der Stoffwechsel ins Schleudern gerät und der Darm mit der Verdauung überfordert ist. Das Immunsystem ist zudem rund um die Uhr auf der Hut, weil es sich mit vielen unbekannten Feinden wie Nanopartikeln, Mikroplastik, Konservierungsstoffen, Schwermetallen u.v.m. auseinandersetzen muss.
Es stellt sich ein über Jahre schleichender, oft lange unbemerkter Prozess ein, der den Darm auf Dauer schädigt.
Sog. Silent Inflammation entstehen, die nach heutigem Forschungsstand bei der Entstehung vieler chronischer Krankheitsbilder eine zentrale Rolle spielen. Zu den Hauptauslösern von chronischen Entzündungen zählen mangelnde Stressregulation und eine einseitige bzw. eine Fehlernährung. Einseitig, weil dem Darm zwar viel zum Verarbeiten zugeführt wird, aber seinem persönlichen Bedarf an Nährstoffen, Bewegung und Entspannung nicht ausreichend nachgekommen wird.
Der Preis für das moderne Leben ist hoch. Er geht einher mit einem bereits Jahrzehnte andauernden schleichenden Entfremdungsprozess zur eigenen Natur.
Durch ständig verfügbare Nahrung kommt es im Darm zu einem Nährstoffüberschuss, wodurch der Stoffwechsel ins Schleudern gerät und der Darm mit der Verdauung überfordert ist.
Der moderne Darm – und die Gesellschaft
Dieser Entfremdungsprozess hat viele Gesichter:
Die Digitalisierung mit ihren Annehmlichkeiten auf der einen und der Bequemlichkeit auf der anderen Seite (Darmträgheit, Verdauungsstörungen).
Die Digitalisierung mit ihrer Reizüberflutung auf der einen und der zunehmenden Überforderung auf der anderen Seite (Reizdarm, Allergien).
Die Vielfalt des Nahrungsangebotes auf der einen und die Einseitigkeit der Ernährung auf der anderen Seite (Lebensmittelunverträglichkeiten).
Die „Wir nehmen Euch alles ab“-Medizin auf der einen und der Verlust des Gefühls – körperlich, geistig, seelisch – für sich selbst auf der anderen Seite (Stimmungsschwankungen, Depression).
Dieser Entfremdungsprozess ist von gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Natur. Er beginnt bereits bei den Jüngsten. Viele Kinder wachsen in dem Erleben auf, dass Gesundheit etwas ist, das nur von außen gesteuert wird. Wenn etwas weh tut, geht man zum Arzt und der richtet das schon. Das Bewusstsein und das Wissen dafür, was man selbst tun kann, wie man sich selbst helfen kann und dass man Selbstheilungskräfte besitzt, geht mit der Großelterngeneration zunehmend verloren. Und diese Prägung hat nachhaltige Folgen.
Auch wenn es aktuell ein sensibles Thema ist, lässt sich diese Prägung sehr gut am Beispiel des Impfens im Kindes- und Jugendalter verdeutlichen. Es geht in diesem Kontext nicht um das Impfen an sich, sondern darum, wie Kinder den prägenden Vorgang des häufigen und regelmäßigen Impfens, der einem Ritual gleichkommt, verbuchen.
Ein Glaubenssatz wird geboren:Es kommt etwas von außen, das eine mögliche schlimme Krankheit verhindert. Ich selbst trage nichts dazu bei, die drohende Gefahr zu beheben. Das wird für mich erledigt. Andere sind für meine Gesundheit zuständig. Ich trage keine Verantwortung.
Oftmals entwickelt sich im späteren Leben daraus die Haltung, dass man beispielsweise für seine Rückenschmerzen und für seine Stimmungslage nicht verantwortlich ist. Und auch die Bereitschaft aus eigenem Antrieb heraus etwas für sein Wohlbefinden zu tun wächst häufig erst, wenn es sich nicht mehr vermeiden lässt.
Wie schwer es fällt, diese Haltung zu überwinden, erleben Unternehmer:innen, die Selbstfürsorge und gesundes Arbeiten in den Arbeitstag integrieren möchten. Die Begeisterungsstürme der Belegschaft sind einem sicher. 😉 Bei einer dauerhaften Vernachlässigung der Darmbedürfnisse und bei einem nicht trainierten Immunsystem erschöpft sich die Leistungsfähigkeit des Darmes und seines Besitzers schon beim Erledigen des Nötigsten. Denn der moderne Darm leidet nicht nur unter bore out, sondern gleichzeitig auch unter burn out. Allergien, Reizdarm, chronische Darmentzündungen bis hin zu Autoimmunerkrankungen – gereizt sein bis depressiv sein – sind unter anderem die Folge einer überschießenden Immunantwort.
Aber nicht nur die körperliche Widerstandskraft ist vermindert, sondern auch die emotionale. Heute weiß man, dass Emotionen vom Darm mitgesteuert werden, und dass Darm und Gehirn ziemlich beste Freunde sind. Bei der jüngeren Generation findet man diese Symptom- und Krankheitsbilder zunehmend, gepaart mit der Tendenz Konflikten möglichst aus dem Weg gehen zu wollen. Viele junge Menschen haben zudem eine ausgeprägte Tendenz, sich emotional fordernden Situationen nicht aussetzen zu wollen. Was fehlt ist häufig Standfestigkeit und emotionale Stabilität, ausgelöst durch eine unzureichende Stressregulation. Auch die regelmäßige Aufnahme synthetisch hergestellter Nahrungsmittel, zu denen auch manche vegane Produkte zählen, und Getränke spielt hier eine nicht unwesentliche Rolle. Diese Faktoren tragen mit dazu bei, dass bei immer jüngeren Menschen zunehmend chronische Krankheitsgeschehen diagnostiziert werden, insbesondere chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie z.B. Morbus Crohn oder Colitis Ulcerosa.
„Heute weiß man, dass Emotionen vom Darm mitgesteuert werden, und dass Darm und Gehirn ziemlich beste Freunde sind.“
Der Darm – die Bestandsaufnahme
Wie bei Sanierungsprozessen üblich, beginnt dieser auch beim Darm mit einer Bestandsaufnahme. Ist die Bestandsaufnahme erfolgt, braucht es eine zugewandte Führung. Eine Führung, die sowohl nach außen (Einflussfaktoren) wie nach innen gerichtet (Verarbeitungsmöglichkeiten/Potenzial) arbeitet. Seinen Darm verstehen lernen, ihm Aufmerksamkeit schenken und ihm alles bereitstellen, damit er seine Arbeit für uns tun kann, wäre ein Lösungsansatz.
Seit vielen Jahren stecken Unternehmen viel Geld in die Potenzialentfaltung ihrer Mitarbeitenden. Aber immer häufiger trifft man auf gestresste, müde, verstimmte, gereizte, unaufgeräumte, überforderte oder überaktive Mitarbeitende. Wo setzt Potenzialentfaltung sinnvollerweise an? Wäre es nicht sinnvoll, wenn Potentialentfaltung dort beginnen würde, woraus der Mensch seine Kraft schöpft? Und hierbei spielt die Ernährung eine überaus wichtige Rolle.
Mit der Entwicklung von Kantinen hin zu Betriebsrestaurants hat sich in der Regel auch das Speisenangebot qualitativ verbessert. Man ist bemüht, ein breiteres Spektrum für verschiedene Zielgruppen an Speisen anzubieten. Zunehmend wird in den Betriebsrestaurants auch auf Trend-Ernährung gesetzt. Aber ist Trend-Ernährung für jeden Darm gleichermaßen geeignet? VW geht aktuell noch einen Schritt weiter und streicht bei der Umstellung auf ausschließlich vegetarische und vegane Kost die „geliebte Currywurst“.
Wenn Ernährung plötzlich von einer fleischreichen auf eine rein pflanzliche Ernährung oder von gekochter auf eine rohkostreichere Ernährung umstellt wird, gibt es, wie in jedem Unternehmen, so auch im Darm, unterschiedliche Reaktionen auf die Neuerung. Manche Därme freuen sich, weil die neue Ernährung endlich ihrem „Typ“ entspricht und andere reagieren empört, weil sie nicht die passenden Tools haben (Bakterienstämme), um den neuen Anforderungen gerecht zu werden. Kennen Sie Ihren Darm-Typ (Entero-Typ)?
Der Darm – und sein „Typ“
Vom Darm wird erwartet, dass er ohne Wenn und Aber die Ernährungsideen seines Besitzers tapfer erträgt. Ob er dafür die passenden „Werkzeuge“ (Bakterienstämme) hat? Man weiß es nicht.
Vom Superfood-Darm bis hin zum Fastfood-Darm gibt es keinen Darm, der dem anderen gleicht. Aber welche Darm-Teams machen den eigenen Darm aus?
Es gibt viele Erkenntnisse darüber, wie der Darm z.B. auf Medikamente, wie das populärste in Verbindung mit dem Darm, das Antibiotika, reagiert. Man weiß, dass Antibiotika auch die „guten“ Bakterienstämme reduziert und empfiehlt nach Einnahme die Darmflora wieder aufzubauen. Es gibt auch viele Darmkuren, Darmreinigungen etc. die man machen kann, damit es dem Darm besser geht. Viele dieser Darm aufbauenden Kuren oder Diäten werden durchgeführt, ohne den eigenen Darm befragt zu haben, ohne Bestandsaufnahme.
2011 veröffentlichte Peer Bork, Bioinformatiker am Europäischen Laboratorium für Molekularbiologie in Heidelberg, eine Studie, die die Menschheit in drei Darmtypen unterteilt. (Quelle: Fachjournal „Nature“ doi: 10.1038/nature09944).
Das Forschungsergebnis überraschte. Unabhängig von Nation, Kultur, Alter oder Geschlecht kann jeder Mensch einem der drei Bakterienstämme zugeordnet werden. Jeder Darm-Typ hat seine eigenen Vorlieben und auch einen anderen Stoffwechsel. Spannend ist, dass die Forscher aufgrund der Zusammensetzung der Darm-Typen-Flora auch Rückschlüsse auf typische Krankheitsbilder, die sich durch die Zusammensetzung des Mikrobioms ausprägen können, ziehen können.
Darm-Typ 1 beispielsweise hat eine geringere Bakterienvielfalt, was Krankheiten zu begünstigen scheint. Manche Bakterienstämme können besser Kohlehydrate aufspalten und Zucker besser abbauen und dem Körper schneller zur Verfügung stellen. Dafür können diese Typen z.B. nicht so gut Eiweiße aufspalten. Bei Fleischessern dominiert meist Bacteroides im Darm, bei Vegetariern dagegen Prevotella. Unsere Darmbakterien verwerten Nahrung unterschiedlich aufgrund ihrer Zuständigkeit und Team-Zusammensetzung. Das heißt nicht automatisch das man als Fleischesser nicht Vegetarier werden kann, sondern dass man die Umstellung am besten Darm-Typ gerecht gestaltet.
Der Darm – und sein Mensch
„Wenn wir jedem Individuum das richtige Maß an Nahrung und Bewegung zukommen lassen könnten, hätten wir den sichersten Weg zur Gesundheit gefunden.“
Hippokrates
Vielen Menschen dämmert es bereits, dass, wollen sie gesund sein, sie nicht an ihrem Darm vorbeikommen. Und ihnen dämmert, dass es ohne Eigeninitiative nicht geht. Wer seinen Darm kennt, sich entsprechend ernährt, sich dabei auch ausreichend bewegt und sich auch noch etwas Ruhe gönnt, tut bereits eine ganze Menge, auch für sein emotionales Wohlbefinden und darf auch mal mit Genuss „sündigen“.
Selbst für Menschen, die sich gesund fühlen und auch selbst für die, die sich bereits bewusst ernähren, ist es sinnvoll, den Darm-Typ bestimmen zu lassen. Über eine Optimierung freut sich jeder Darm. Bei den U-Untersuchungen der Kinder müsste auch eine Darm-Typ-Bestimmung obligatorisch sein. Es würde die Eltern befähigen ihr Kind so zu versorgen, wie es seinem Darm-Typ entspricht, was sich auf die physische und auch psychische Gesundheit des Kindes und des späteren Erwachsenen positiv auswirken würde. Wenn ein Darm-Typ z.B. vegane Kost nicht gut verwerten kann, tut man seinem Darm und seinem Körper auf Dauer keinen Gefallen und läuft sogar Gefahr sich fehl zu ernähren, mit entsprechenden Folgen.
Die Ernährung sollte auf den entsprechenden Darm-Typ abgestimmt sein. Wer seinen Darm kennt und sich entsprechend ernährt, tut bereits eine ganze Menge für sein physisches und emotionales Wohlbefinden.
Der teure Darm – im Unternehmen
„Der Weg zur Gesundheit führt durch die Küche, nicht durch die Apotheke.“
Sebastian Kneipp
Können Unternehmen bzw. Betriebsrestaurants eine darmgerechte Ernährung anbieten? Wie müsste diese aussehen? Ist das überhaupt möglich? Vielleicht ist ein ausgewogenes und gleichzeitig gezieltes Angebot, das möglichst auf verschiedene Darm-Typen und -bedürfnisse ausgerichtet ist, ein gangbarer Weg. Auf jeden Fall wäre es eine gezielte und gesunde Herangehensweise.
In Betriebsrestaurants wird auf Allergene im Essen hingewiesen. Dieser Hinweis ist seit Jahren sogar vorgeschrieben, weil es kaum noch einen gesunden Darm gibt. Die Älteren unter den Lesenden wissen, dass es das früher kaum gab. Um ein solches Speisenangebot anbieten zu können, müssten die Betreiber und Köche entsprechend geschult und beraten werden.
Ein darmfreundliches Speisenangebot zielt weniger auf die gewohnheitsmäßigen Gelüste und Vorlieben der Menschen ab als vielmehr darauf, welche Stoffe der Organismus braucht. Natürlich darf das auch gut schmecken. Eine darmfreundliche Ernährung kann entscheidend dazu beitragen, den Darm und damit auch das Immunsystem zu stärken. Neben dem Verzicht auf stark verarbeitete Lebensmittel und der Reduzierung von „schlechten“ Fetten sowie Zucker sind vor allem vitalstoffreiche Lebensmittel empfehlenswert.
So wären Hinweise auf den Gehalt von Vitaminen, Mineralstoffen oder Spurenelemente im Essen und der Information was diese bewirken, neben der vorgeschriebenen Allergenliste, eine gute Botschaft für den Konsumenten, der dann gezielter das Essen wählen könnte, das ihm gut tut.
Vitalstoffe sind unser täglicher Treibstoff. Ohne Vitalstoffe kommen auch die Stoffwechselvorgänge in unserem Organismus zum Erliegen. Ohne Mineralstoffe wie Magnesium können die Muskeln nicht richtig arbeiten. Ohne Calcium verlieren die Knochen an Stabilität und ohne Vitamin C, Zink und Selen arbeitet unser Immunsystem nur eingeschränkt. Dies sind nur einige Gründe dafür, weshalb es sinnvoll ist, ein Speisenangebot mit der Ausrichtung darauf, was gefördert und gestärkt wird und nicht nur darauf, was es nicht enthält, auszurichten.
Betriebsrestaurants, die z.B. fermentierte Lebensmittel anbieten, wären in punkto Gesundheit ganz vorne dabei. Fermentierte Lebensmittel leisten einen wichtigen Beitrag zur Darmgesundheit. Bei dieser sehr alten Methode für die Konservierung und Herstellung von Lebensmitteln entstehen außer Säuren auch schmackhafte Aromen und wertvolle Inhaltsstoffe. Nützliche Lebendkulturen wie Milchsäurebakterien vermehren sich und Vitamine bleiben erhalten. Viele Lebensmittel, wie beispielsweise Sauerkraut, Rote Beete, Kimchi, Kefir und Miso lassen sich fermentieren.
Eine Angebotsumstellung, die das Bewusstsein der Konsumenten auf „was kann ich selbst tun“ lenkt, ist teuer. Und hier kommt der größte limitierende Faktor ins Spiel – der Mensch mit seinen Vorstellungen darüber, wie viel eine gesunde Ernährung kosten darf.
Und damit steht auch die Frage im Raum, bis wohin ein Unternehmen seinen Mitarbeitenden in dieser Hinsicht entgegenkommen kann und ab wo der Mitarbeiter seinen Teil zu seinem leiblichen Wohlbefinden selbst leisten müsste.
Neben der Bereitschaft seiner Ernährung Mehr-Wert zu geben, braucht es auch ein gewisses Grundverständnis dafür was jeder für die eigene Gesunderhaltung tun kann. Und daran hapert es. Hier gibt es noch viel nach- und aufzuholen.
Es ist sinnvoll und wichtig, dass Unternehmen darauf reagieren und Hilfen, Ratschläge und Einrichtungen im Büro für Menschen mit Krankheiten des Verdauungssystems anbieten! Wenn Unternehmen, neben den Angeboten zur Vorbeugung von Bewegungsdefiziten, sich auch um Angebote bemühen, Erkrankungen des Verdauungstraktes vorzubeugen und dazu auch eine gesunde Ernährung anbieten, spricht in jedem Fall für das Unternehmen.
Nur irgendwann stellt sich die Frage der Verhältnismäßigkeit, der Leistbarkeit, der Zuständigkeit – und der Ursachen. Unternehmen baden vieles von dem aus, was die Gesundheitsindustrie verursacht und verantworten müsste, aber nicht tut. Und sie werden immer mehr zu einem Auffangbecken für die Versäumnisse der Gesellschaft. Zugegeben, nicht in jedem Unternehmen steht das Wohlbefinden der Menschen mit an erster Stelle. Aber bei nicht wenigen.
Ein auf verschiedene Darm-Typen und -bedürfnisse ausgerichtetes Betriesbrestaurant ist eine gezielte und gesunde Herangehensweise zur Unterstützung der Gesundheit von Mitarbeitenden.
Die ungewollte Erbschaft
Unternehmen erben die Ergebnisse jahrelanger Versäumnisse und Unterlassungen. Viele Faktoren haben dazu beigetragen:
Eine „Gesundheits“-Industrie, die den Menschen zu einem nicht reflektierten Medizinkonsum erzieht.
Ein Erziehungssystem, das den natürlichen Bewegungsdrang der Kinder fast schon unterdrückt und kaum gehirngerechte Lehrmethoden anwendet.
Ein Schulsystem, das Schülern nicht ausreichend beibringt, Stress zu regulieren und mit Konflikten umzugehen.
Eine Digitalisierung, die die Menschen mit Reizen überschüttet und dadurch den Zugang zu sich selbst erschwert.
Eine zunehmend freudlose Leistungsgesellschaft, die an der Psyche nagt.
Und nicht zuletzt die Haltung nicht weniger Mitarbeiter, die sich lieber bei jedem Zipperlein krankschreiben lassen und aus eigenem Antrieb nicht bereit sind, etwas für sich zu tun, um unnötige Krankschreibungen zu vermeiden.
Zu hart formuliert? Die Kosten sprechen für sich.
Der teure Darm – (k)ein Happy End?
Leider kann ein Unternehmen nicht darüber entscheiden, ob es das Erbe antreten will. Es ist gefordert, Wege zu finden mit dieser Erblast umzugehen, solange das System in dieser Form – höher, schneller, weiter – noch Bestand hat.
Aber es hat das Recht genauer hinzusehen, Ursachenforschung zu betreiben, alles zu hinterfragen und den für sich passenden Weg hin zu einem gesunden und resilienten Unternehmen einzuschlagen und zu verfolgen.
Immer mehr Unternehmer:innen erkennen die Zusammenhänge und haben den Mut, sich neu zu erfinden, weil sie wissen und spüren, dass das alte System in dieser Form austherapiert ist und kollabieren muss.„Bevor etwas besser werden kann, wird es oft erstmal schlechter – aber dann wird es richtig gut.“
Über die Autorin
Khristin D. Randazzo ist Inhaberin der holicon – holistic concepts® sowie Beraterin des iafob deutschland. Ihre Schwerpunkte liegen dabei auf Raumkonzeption mit Gesundheitsförderung und modernen Arbeitslandschaften.
Wie groß muss die Bürofläche sein? Brauchen wir noch (Akten)schränke? Ersetzen Videokonferenzen die Präsenzmeetings? Werden noch Gemeinschafts- und Sozialräume benötigt? Ist das Betriebsrestaurant noch zeitgemäß? Wird ein Büro überhaupt noch gebraucht, wenn jeder im Homeoffice arbeiten kann, wann er will? Werden die Veränderungen aus der Pandemie dauerhaft bleiben?
Diese und andere Fragen werden heute häufig gestellt.
Alle, die sich in den vergangenen Jahren mit New Work beschäftigt haben, wissen, dass flexibles Arbeiten aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnisse viel umfassender gesehen werden muss, als das bisher geschah. Die Coronakrise ist ein Einschnitt, der die Chance bietet, bisherige Erkenntnisse zur Arbeitswelt mit mehr Bewusstsein einzuordnen.
iafob deutschland hat im Frühjahr 2021 ein Projekt durchgeführt, das Lösungen aufzeigt, wie die strategischen Überlegungen von New Work und die Erfahrungen aus der Corona-Krise umgesetzt werden können.
Dafür begleitete iafob deutschland Mitarbeitende und Management der Georg Thieme Verlag KG in Stuttgart beim Prozess der Entwicklung eines neuen Arbeitsmodells. Erkenntnisse der vergangenen Jahre zu New Work waren die Basis für eine Veränderung der Arbeitswelt. Erfahrungen aus der Pandemie wurden in das Arbeitsmodell integriert. Der Thieme-Verlag verändert nun den Blick auf die Arbeit.
BüroArbeitsmodell: New Work@Thieme
Ein neues Arbeitsmodell ist nicht die Veränderung der Arbeitsumgebung, sondern eine neue Geografie und Dynamik der Arbeit. Die Herangehensweise von iafob deutschland setzt deshalb tiefer in der Struktur der Arbeitswelt an.
Dazu gehören auf der Unternehmensseite Fragen nach den Arbeitsprozessen, der Kommunikations- und Führungskultur und auf der Seite der Mitarbeitenden Fragen nach ihren Bedürfnissen und die Erfüllung der Werte des gesellschaftlichen Wandels.
Wir gingen dabei von der Hypothese aus, dass die Pandemie einen unumkehrbaren Einfluss darauf haben wird, wie wir zukünftig arbeiten und leben werden. Es wird kein „Zurück zur alten Normalität“ geben. Die zukünftige Arbeitswelt wird durch Digitalisierung, Künstliche Intelligenz, Nachhaltigkeit und einem Streben nach Gesundheit sowie einer Balance der Lebensbereiche für jeden Einzelnen geprägt sein.
Befragungen und Interviews mit Geschäftsführung und Führungskräften über die strategischen Ziele des Unternehmens wurden virtuell durchgeführt. Die Interessen und Bedürfnisse der Mitarbeitenden wurden online abgefragt.
Darauf aufbauend entwickelten wir ein Arbeitsmodell mit folgenden Kernpunkten:
Arbeitsprozesse werden dort wahrgenommen, wo die Bedingungen es am besten erlauben. Homeoffice ist keine temporäre Lösung, sondern wird fester Bestandteil des Arbeitsmodells.
Eigenorganisation und Selbständigkeit der Teams bestimmen den Arbeitsablauf.
Die Führungskultur fördert Gesundheit und Wohlbefinden ebenso wie Sinnhaftigkeit der Arbeit und Ansporn zur Leistung.
Wieviel Platz benötigen Mitarbeitende im Büro? Welche Art von Arbeitsflächen sind notwendig? Das ermittelte iafob deutschland im Rahmen des Projekts „New Work @Thieme“ für den Thieme Verlag in Stuttgart. Foto: Laura Davidson
Anforderungen an die BüroArbeitsfläche
Für die Außenstelle der Unternehmenszentrale sollten aufbauend auf den Leitlinien des Arbeitsmodells die Büros umgestaltet werden.
Es wurde ein „Bürokonzept“ erstellt, das den Zielsetzungen von New Work entspricht und die Erfahrungen sowie besonderen Bedingungen seit der SARS-CoV-2-Pandemie, berücksichtigt. Zum Zeitpunkt der Untersuchung arbeiteten fast alle Mitarbeitenden schon überwiegend im Homeoffice, sodass deren Vorstellung über Remote Work schon auf monatelanger Erfahrung basierte.
Ziel war es, dass die Bürofläche, die das Unternehmen den Mitarbeitenden zur Verfügung stellt,
so attraktiv ist, dass die Mitarbeitenden dorthin gern zur Arbeit gehen und einen sozialen (Arbeits-)Kontakt in angenehmer Atmosphäre ermöglicht
ein Wohlfühlen erzeugt (Well Being), Gesundheitsanreize bietet und mit nachhaltigen Materialien ausgestattet und betrieben werden kann
Das Büro sollte dabei zur Unternehmensheimat, zum Ort des gemeinsamen Austauschs, zur Identitätsbildung, der Inspiration aber auch der Fokussierung werden.
Für drei Szenarien wurde ein Konzept für die Bürofläche entwickelt: erstens bei einer Anwesenheitsquote von ca. 30 Prozent zweitens bei ca. 50 Prozent und drittens bei ca. 70 Prozent.
Konzeption der BüroArbeitsfläche
Es wird eine Fläche geschaffen, die für verschiedene Anforderungen gleichzeitig nutzbar ist. Die Büroflächen setzen sich zusammen aus Arbeitsplätzen sowie Rückzugs- und Begegnungsflächen. Einzelarbeit kann auf dieser Fläche genauso stattfinden wie Gespräche und Besprechungen.
Dazu wird die Fläche mit Einrichtungen ausgestattet, die leicht umzustellen und die leicht durch die Mitarbeitenden ohne fremde Hilfe zu verändern sind. Dabei erlernen und erleben die Mitarbeitenden agile Arbeitsmethoden und kulturelle Veränderungen; ihr Teambewusstsein wird gefördert.
Sozialer Kontakt und Attraktivität
Die BüroArbeitsflächen sind offene, non-territoriale Flächen. Es gibt keine fest zugeordneten Arbeitsplätze. Ausnahmen: Funktionen, deren Prozesse ortsgebunden sind. Die Fläche soll durch eine modulare Raumstruktur und Einrichtung ein Maximum an Flexibilität ermöglichen.
Die bisherigen Büroflächen entwickeln sich zu Begegnungs- und Besprechungsräumen. Sie werden Dreh- und Angelpunkt, an dem die Mitarbeitenden zusammenkommen, um kreativ zu sein, gemeinsam Ideen zu entwickeln, Aufgaben zu lösen und Entscheidungen zu bearbeiten. Zugleich soll es auch ein Ort sein, wo sie sich wohlfühlen, der ein emotionales Bindeglied zum Unternehmen (Identifikation) darstellt und Wissensvermittlung bietet.
Die Benutzer können ihre Arbeitsumgebung mit- und umgestalten. Vorschläge zur Farbgestaltung und „wohnliche“ Accessoires können von den Mitarbeitenden eingebracht werden. Die Mitgestaltung stellt den Erfolg des Arbeitsmodells sicher. Veränderungen in der Raumgestaltung sind ohne Serviceleistung möglich. Zusammenlegen oder trennen von „Räumen“ geschieht möglichst durch Trennvorhänge anstelle fester Trennwände. Sie sind flexibler und sorgen für ein besseres Raumgefühl. Für Kommunikation und Wissenstransfer benötigt die Fläche eine optimale technisch-innovative Ausstattung und ein kreativitätsförderndes und sich mit dem Unternehmen identifizierendes Ambiente. Eine mediale Ausstattung, die auch hybrid arbeitende Teams (Homeoffice und Büro) unterstützt, sollte vorhanden sein.
Homeoffice, d.h. nicht im Büro getätigte Arbeit, wird nach Abklingen der Corona-Pandemie abnehmen, aber als wesentlicher Anteil bestehen bleiben. Konzentrierte Einzelarbeit wird vorwiegend im Homeoffice erledigt. Eine Faustformel, „Arbeitsplatz für konzentriertes, fokussiertes Arbeiten“ = Homeoffice, „Begegnungs- und Besprechungsräume für Ideenaustausch und Zusammenarbeit“ = BüroArbeitsfläche, gibt es aber nicht. Auch wenn Tätigkeiten, die eine hohe Konzentration erfordern, vorwiegend im Homeoffice erledigt werden, so fallen Arbeitsplätze für fokussiertes und konzentriertes Arbeiten im Businessoffice nicht ganz weg; ein Rückzugsort, um Ideen allein zu verarbeiten, bleibt notwendig.
Bei Thieme können Mitarbeitende ihre Arbeitsumgebung selbst mitgestalten und beispielsweise eigene wohnliche Accessoires mitbringen.
Well-Being und Nachhaltigkeit
Bei alternativen Möglichkeiten der Raumgestaltung wird die Alternative gewählt, die das Ziel der Gesundheitserhaltung und -förderung erfüllt. Bei der Planung der benötigten Arbeitsfläche wurde der SARS-CoV-2-Arbeitsschutzstandard angewendet. Zukünftige Infektionen werden auftreten und auch die bisher hohe Kosten verursachenden Grippewellen im Herbst und Frühjahr lassen sich dadurch vermeiden. Bewegungsangebote werden auf der gesamten Fläche (Deskbike, Laufmatte, Trampolin, „Zwangspunkte“ zur Bewegung) angeboten.
Jeder Bereich erhält seine Homebase. Die Fläche wird für jeden Bereich individuell nach den jeweiligen Arbeitsanforderungen berechnet. Es gibt keine einheitliche Lösung (Flächenaufteilung). „Spielregeln der Nutzung“ für die Belegung der Flächen innerhalb der Teams, der Bereiche und zwischen den Bereichen müssen von den Teams erarbeitet werden. 18 Prozent der Fläche stehen für Fokussierung, 68 Prozent für Teamarbeit, Interaktion und 14 Prozent für Rückzug und Entspannung den Bereichen im Durchschnitt zur Verfügung. Für durchschnittlich 67 Prozent der Mitarbeitenden steht permanent ein Arbeitsplatz als Einzel- bzw. Gruppenarbeitsplatz zur Verfügung. An Bürofläche werden von den Bereichen im Vergleich zum IST-Stand durchschnittlich 29 Prozent eingespart.
Vorhandene Einrichtungen werden bevorzugt. Bei Neuanschaffungen, die für Coworking-, Meeting-, Rückzugs-und Begegnungsflächen notwendig sind, werden Lösungen aus nachhaltigen, zertifizierten Materialien und Vorgehensweisen angestrebt, die flexibel einsetzbar sind. Die kürzeren Lebenszyklen bei Konferenz- und Kommunikationsausstattung werden bei Neuanschaffungen berücksichtigt.
Resümee
Erkenntnisse aus der Pandemie haben dauerhaft die Wahrnehmung der Arbeit verändert. Die freie Wahl zwischen Homeoffice und Businessoffice ist der eine Kernpunkt der veränderten Sichtweise. Der andere sind die veränderten Erwartungen der Mitarbeitenden an die Bedingungen der Arbeit.
Höhere Ansprüche der Mitarbeitenden an Gesundheit bei der Arbeit – und an eine psychosoziale Umgebung müssen erfüllt werden. Das Büro wird dabei zum Ort des persönlichen Austauschs, der Gemeinschaft und einer identitätsstiftenden Arbeitswelt.
So lässt sich New Work dauerhaft gestalten, damit die Menschen ihre Arbeit als sinnvoll erleben, sich wohlfühlen und produktiv sind.
Sie möchten mehr über das Projekt erfahren? Oder stehen selbst vor der Herausforderung, Ihre Büroumgebung auf die Bedingungen nach der Pandemie anzupassen? Dann sprechen Sie uns gern an.
Über den Autor
Dieter Boch ist geschäftsführender Gesellschafter des Instituts für Arbeitsforschung und Organisationsberatung (iafob deutschland) und Leiter des internationalen Flexible.Office.Network., einem überbetrieblichen Forum für den Wissens- und Erfahrungsaustausch zur BüroArbeitswelt von Morgen.
Als Dozent lehrte er an der Fachhochschule Salzburg und der Hochschule für Wirtschaft in Zürich Führungsverhalten und Future Work & Workplace Design.
Der Diplom-Psychologe ist Autor zahlreicher Veröffentlichungen und Mitherausgeber der Buchreihe „Flexible Arbeitswelten“.