Umfrage: Wie sieht die BüroArbeitswelt der Zukunft aus?

Wo wollen wir in Zukunft arbeiten? Welche Arbeitsbedingungen sollten Unternehmen schaffen, damit Mitarbeitende gern ins Büro kommen? Und wer sollte darüber entscheiden, von wo wir arbeiten? Das wollten wir in einer Umfrage wissen. Hier die Ergebnisse. 

Nach Ende der Homeoffice-Pflicht und dem Wegfall der meisten Pandemie-bedingten Einschränkungen sollen und wollen viele wieder zurück ins Büro. Andere wollen die freie Wahl des Arbeitsortes und deren Vorzüge nicht aufgeben.

Wir haben vier Szenarien in Anlehnung an eine Veröffentlichung des Fraunhofer Institut für Arbeitswissenschaft und Organisation entwickelt, wie das Büro in Zukunft aussehen könnte. Eine eindeutige Antwort weiß heute noch niemand. Um uns jedoch der Antwort zu anzunähern, haben wir die vier Szenarien mit Ausprägungsmerkmalen beschrieben.

Die vier Szenarien:

  • „Selbstbestimmte freie Ordnung“
    das zukünftige BüroArbeits-Modell ermöglicht eine höchstmögliche Flexibilität.
  • „Unternehmensort vs. Lebensort“
    Mitarbeitende leben und arbeiten nicht nur in der (teuren) Stadt, sondern gesund auf dem Land (oder an einem anderen Ort ihrer Wahl) und kommen nur noch selten ins Unternehmensoffice (Büro). 
  • „Zurück oder vorwärts ins Büro“
    die Arbeitsbedingungen sind gesetzlich oder betriebsrechtlich so reguliert, dass Wahlmöglichkeiten wie Homeoffice erschwert werden oder (wieder) wegfallen und Mitarbeitende ins Unternehmensoffice kommen müssen.
  • „Bürogestaltung als Abbild der Bedürfnisse aller”
    Mitarbeitende können auch im Unternehmensoffice bestimmen, wie ihre Bedürfnisse für die Gestaltung des Arbeitslebens befriedigt werden. Dafür beschäftigt das Unternehmen Coaches, Feel-Good-Manager:innen, Kurator:innen o.ä., die den Mitarbeitenden bei der Umsetzung ihrer Wünsche helfen.

Wie also wünschen sich die Menschen ihre Arbeitswelt in Zukunft? Soll die Arbeit weiterhin ein fest umrissener, vom Privatleben getrennter Raum sein? Oder wird das Büro immer mehr zu einem Ort, an dem sich bezahlte Beschäftigung und Freizeit vermischen?

„Selbstbestimmte freie Ordnung“

In diesem Szenario zählt höchstmögliche Flexibilität. Doch wo wollen Mitarbeitende eigentlich arbeiten? Die Antworten der Befragten:

Eines steht fest: Das Homeoffice wird wohl in Zukunft als integrativer Teil der Arbeitswelt bestehen bleiben. Alle Befragten, also 100 Prozent, denken, dass Mitarbeitende zukünftig (auch) im Homeoffice arbeiten möchten. 91 Prozent gehen davon, dass das Unternehmensoffice als Arbeitsort der Wahl bestehen bleibt. Danach folgen etwas abgeschlagen mit 56 Prozent Familienorte wie ein Ferienhaus oder ein Arbeitsplatz bei den Eltern oder Großeltern, danach mit 51 Prozent Coworking Spaces. 43 Prozent glauben, dass Menschen zukünftig auch an Urlaubsorten (Stichwort „Workation“) arbeiten möchten.  Freizeitorte wie Café, Schwimmbad oder auf Reisen sind mit 29 Prozent noch relativ attraktiv aus Sicht der Befragten.

Abb. 1: Antworten auf Szenario “Selbstbestimmte freie Ordnung” – Arbeitsort (grafische Darstellung)

Abb. 2: Antworten Szenario “Selbstbestimmte freie Ordnung” – Arbeitsort (in Prozent)

 

Heißt: Flexibles Arbeiten wird unsere zukünftige BüroArbeitswelt bestimmen. Nach Meinung der Befragten wird es für die Wahl des Arbeitsortes zukünftig kaum Beschränkungen geben.

Doch wer sollte in Zukunft entscheiden, wann und von wo Mitarbeitende arbeiten (dürfen)?

Hier ergab die Umfrage eine klare Präferenz: Entscheiden sollte das Team (81 Prozent), ggf. auch in Abstimmung mit der Führungskraft (69 Prozent). Unternehmensvorgaben als oberste Prämisse befürworten 59 Prozent der Befragten. Den kompletten Alleingang – also eine Entscheidung ohne Abstimmung – sehen die wenigsten als wahrscheinlich an: nur 8,8 Prozent sind der Meinung, dass Mitarbeitende allein entscheiden sollten.

Abb. 3: Antworten auf Szenario “Selbstbestimmte freie Ordnung” – Entscheidungsträger (grafische Darstellung)
Abb. 4: Antworten auf Szenario “Selbstbestimmte freie Ordnung” – Entscheidungsträger (in Prozent)

 

Unternehmensort vs. Lebensort

In diesem Szenario zieht es Mitarbeitende verstärkt raus aus den meist teureren Städten aufs günstigere und auch gesündere Land. Menschen kommen daher nur noch selten ins Büro.

Doch welche Anreize und Zusatzleistungen könnten es Mitarbeitenden erleichtern, ins Unternehmensoffice zu kommen? Was sollten Unternehmen bieten, um Menschen zurück ins Büro zu holen?

Unsere Umfrage zeigt: Finanzielle Unterstützung für den Arbeitsweg würden die meisten goutieren. 72 Prozent der Befragten könnten sich vorstellen, dass kostenlose oder reduzierte Tickets für Fahrten ins Büro Mitarbeitende eher dazu animieren, ins Unternehmensoffice zu kommen.

Fast gleichauf dahinter liegen unentgeltliches gesundes Essen im Unternehmen (61,5 Prozent) und Betreuungsangebote bzw. die Vermittlung von Betreuungsmöglichkeiten für Erziehung und Pflege (60 Prozent). Noch für rund ein Drittel der Befragten wären Arbeitsplätze in Coworking Spaces in der Peripherie der Stadt (42 Prozent), Fitness- und Gesundheitskurse (34 Prozent), Sportangebote (28 Prozent) und Übernachtungsmöglichkeiten am Büro-Standort (28 Prozent) und interessant.

Abb. 6: Antworten auf Szenario “Unternehmensort vs. Lebensort” (in Prozent)
Abb. 7: Antworten auf Szenario “Unternehmensort vs. Lebensort” (in Prozent)

Zurück oder vorwärts ins Büro

Dieses Szenario befasst sich mit der Idee, dass Wahlmöglichkeiten für Homeoffice erschwert werden oder (wieder) wegfallen und Mitarbeitende ins Unternehmensoffice kommen müssen.

Doch was könnten Unternehmen bieten, damit Menschen möglichts engagiert und motiviert ins Büro zurückkehren?

Hier sind sich die Befragten einig: 91 Prozent sind der Meinung, dass attraktive und großzügige Büros zur Verfügung stehen sollten Funktionale Möbel, farblich ansprechend gestaltete Wände, eine angenehme Atmosphäre mit Pflanzen, Beleuchtung und guter Akustik – all das würde dazu beitragen, gern ins Büro zu kommen.

Drei Viertel der Befragten (75 Prozent) plädieren zudem für frei wählbare Arbeitsplätze, gefolgt von einer IT, die State-of-the-Art ist (72 Prozent).

Dahinter folgen Benefits wie Duschen, Umkleideräume und Schließfächer (57 Prozent), viel Fläche für Ruhezonen im Büro (47 Prozent) und attraktive Außenanlagen, die genutzt werden dürfen (46 Prozent).

Für weniger relevant halten die Befragten ein großes Angebot an sozialen, nicht arbeitsbezogenen Kontakten (30 Prozent) oder ein multifunktionales Gebäude mit Büros, Restaurants, Arztpraxen usw. (19 Prozent).

Abb. 8: Antworten auf Szenario “Zurück oder vorwärts ins Büro” (grafische Darstellung)
Abb. 9: Antworten auf Szenario “Zurück oder vorwärts ins Büro” (in Prozent)

Bürogestaltung als Abbild der Bedürfnisse aller

In diesem Szenario können Mitarbeitende auch im Unternehmensoffice aktiv dabei mitwirken, wie das Arbeitsleben gestaltet wird. Die Bedürfnisse des Lebens bestimmen die räumliche und zeitliche Gestaltung, die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit ist weitgehend aufgehoben. Feel-Good-Manager:innen, Coaches oder Kurator:innen helfen Mitarbeitenden bei der Umsetzung ihrer Wünsche und sorgen dafür, dass individuelle Bedürfnisse auch im Arbeitsumfeld eine große Rolle spielen.

Hier spielt das Thema Nachhaltigkeit die größte Rolle. Drei Viertel der Befragten denken, dass alle Materialien und Betriebsabläufe auf Nachhaltigkeit ausgerichtet sein sollten (74 Prozent). Darüber hinaus herrscht eher Uneinigkeit bei der Frage, welche Aktivitäten oder Leistungen für die Bürogestaltung gewünscht sein könnten.

Permanent zur Verfügung stehende Handwerksräume (14 Prozent), Räume zum privaten und geschäftlichen Feiern (14 Prozent) und Raum zum Musizieren und künstlerischen Gestalten (5 Prozent) wünschen sich die wenigsten. Schon etwas mehr Zustimmung erfahren der Anbau von Obst und Gemüse sowie das Halten von Bienen in den Außenanlagen (34 Prozent) oder die Ausstattung des Arbeitsplatzes mit einem „Daheim“-Gefühl (34 Prozent).

Abb. 10: Antworten auf Szenario “Bürogestaltung als Abbild der Bedürfnisse aller” (grafische Darstellung)Abb. 11: Antworten auf Szenario “Bürogestaltung als Abbild der Bedürfnisse aller” (in Prozent)

 

Fazit

Auch wenn alle Szenarien erstmal theoretische Konstrukte sind, lassen sich aus ihnen doch Ableitungen für die Arbeitswelt treffen.

So steht für die Befragten fest, dass Homeoffice und Büro in Zukunft Hand in Hand gehen werden. Ein attraktives Büro wünschen sich Mitarbeitende ebenso wie Zusatzleistungen wie kostenfreies Essen oder Fahrtkostenunterstützung.  

Nachhaltigkeit bei allen Materialien und im Betriebsablauf ist die wichtigste Forderung für die Bürogestaltung. Die übrigen Wünsche der Mitarbeitenden sind sehr vielfältig. In Zeiten des Arbeitskräftemangels insbesondere von hochqualifizierten Spezialisten sind Wünsche z.B. nach Handwerksräumen mit über 10 Prozent schon sehr relevant und zu beachten.

Über den Autor

Dieter Boch ist geschäftsführender Gesellschafter des Instituts für Arbeitsforschung und Organisationsberatung (iafob deutschland) und Leiter des internationalen Flexible.Office.Network., einem überbetrieblichen Forum für den Wissens- und Erfahrungsaustausch zur BüroArbeitswelt von Morgen.

Als Dozent lehrte er an der Fachhochschule Salzburg und der Hochschule für Wirtschaft in Zürich Führungsverhalten und Future Work & Workplace Design.

Der Diplom-Psychologe ist Autor zahlreicher Veröffentlichungen und 
Mitherausgeber der Buchreihe „Flexible Arbeitswelten“.